Voll motiviert – Der Musikpädagogik-Podcast

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#47 – Publikumsfolge: Hausaufgaben und Üben daheim

Teaser: Heute feiern wir Premiere! Herzlich willkommen zur allerersten «Voll motiviert»-Publikumsfolge. Es war wirklich ein überwältigendes Feedback auf das Musikpädagogische Quartett Folge 44 zum Thema «Hausaufgaben und Üben daheim». Dort hatte ich die Möglichkeit zum Mitmachen bei der heutigen Publikumsfolge angekündigt und ich muss gestehen, dass ich nicht ganz sicher war, ob wohl jemand von euch die Gelegenheit nutzen würde und ob ihr euch die Mühe machen würdet, etwas Eigenes aufzunehmen und einzusenden. Aber, aber ich habe wirklich einen ganzen Monat lang viele tolle Einsendungen von euch bekommen. Für unsere «Voll motiviert»-Community haben heute einige von euch die Tür zu ihrem Unterrichtsraum geöffnet und uns mit ihren Einsendungen einen Einblick in ihr Konzept ermöglicht. Ihr könnt euch heute freuen auf zahlreiche tolle Tipps, auf Methodiken, Spiele, Impulse und Gedanken zu diesem wichtigen Thema. Euch allen, die ihr in dieser Publikumsfolge mit eurem Statement dabei seid, die ihr wirklich großartige Arbeit geleistet und Mut bewiesen habt, etwas von eurem Konzept mit anderen zu teilen, danke ich echt von Herzen hierfür. Dieser Austausch untereinander, dieses Miteinander, was hier in unserer Musikpädagogikwelt gerade entsteht, dieses gemeinsame Einstehen für eine große Sache, wie die Weitergabe der Musik an die nächste Generation, hat mich einfach sehr, sehr berührt! Und dieses Einstehen für die große Sache, für die Welt der Musik, das ist für mich etwas, was wir im Kleinen wie im Großen brauchen werden. Was sich natürlich in jeder Unterrichtsstunde wiederfinden darf. Das meine ich mit klein. Aber was wir vor allem nutzen sollten, um Lobbyarbeit pro Musik, pro Musikunterricht und pro Musikschularbeit zu leisten. Denn in einer Zeit, wo Musik aus Schulstundenplänen gestrichen oder zusammengekürzt wird und wo Musiklehrkräfte wegen leerer Kassen ihren Arbeitsplatz verlieren, ist es wichtig, dass wir vernetzt sind, dieses Wir-Gefühl leben und Füreinander und miteinander dafür sorgen, dass die Wichtigkeit von Musik wieder in die Köpfe der Politik zurückkommt. So, das war das Wort zum Sonntag! Danke noch euch allen, die ihr hierbei «Voll motiviert» regelmäßig zuhört, den Podcast abonniert habt, ihn mit vollem Sternenhimmel bewertet und mit eurem Netzwerk teilt. Jetzt aber zur Premiere, nämlich zur Episode 47, der allerersten Publikumsfolge unser Thema: Hausaufgaben und Üben daheim. Viel Spaß beim Anhören, beim Kommentieren und Teilen. Eure Kristin Thielemann.

Intro: «Voll motiviert» – der Musikpädagogik-Podcast von Schott Music, dem Verband deutscher Musikschulen und Kristin Thielemann.

Kristin Thielemann: Bekanntlich liegt ja in der Kürze die Würze. Und vor allem ist es doch echt eine Kunst, wenn man etwas sehr kompakt zusammenfassen kann. Das denkt sich meine Podcast-Redaktion sicher auch gerade und scharrt schon mit den Hufen. Los, Frau Thielemann, bring endlich den ersten Beitrag. Ja, mache ich! Hier kommt er! Den Anfang macht Stefan Schalanda mit dem Thema Hausaufgabennotation. Stefan ist VdM-Fachberater in Bayern. Er unterrichtet Trompete und hat ein Pensum an der Hochschule für Musik in Nürnberg. Kürzlich haben wir uns gleich einen ganzen Nachmittag auf einem Musikkongress unterhalten, und zwar ohne zu merken, wie schnell die Zeit verging. Stefan ist zwar ohne Hausaufgabenheft, aber trotzdem oder gerade deswegen mit sehr, sehr guten Überlegungen unterwegs, wie ich finde. Danke Stefan, für deinen Beitrag.

Stefan Schalanda: Ich verwende im Unterricht kein Hausaufgabenheft. Für mich war das eine ganz bewusste Entscheidung, weil – ich möchte einfach mit den Schülerinnen und Schülern einfach daran arbeiten und wir kreuzen an die neuen Stücke, was jetzt auf ist und können uns drüber schreiben, worauf wir achten, welche Zielsetzung wir haben dabei. Und in der nächsten Stunde ist für mich ganz wichtig, dass wir gemeinsam oder im Idealfall wirklich irgendwann die Schülerinnen oder Schüler alleine entscheiden: Habe ich das Ziel erreicht oder nicht und kann ich es abhaken? Und vor allem Irgendwann kommt man auch mal an einen Punkt, wo man einfach sich an einem Stück festbeißt und wo es einfach zäh wird und wo man sagt: Ich komme jetzt gerade einfach nicht mehr weiter. Und auch dann ist es okay, das Stück auch abzuhaken. Dann ist man einfach an dem Punkt, dass es jetzt erstmal nicht weitergeht. Und dann ist es aber auch okay. Und das Abhaken finde ich aber wichtig, dass das die Schüler oder die Schülerinnen selber machen und auch das Gefühl und dieses Bewusstsein dafür entwickeln. Jetzt ist es einfach fertig. Das ist okay und dann ist vorbei.

Kristin Thielemann: Die nächste Einsendung kommt aus der Schweiz von Laszlo Tömösközi, einem ganz tollen Schlagzeuglehrer, der schon in einigen Webinaren bei mir zu Gast war und den ich sehr für seine Strukturiertheit schätze. Laszlo hat nicht nur ein bestechend einfaches Konzept für die Hausaufgabennotation gefunden, was er mit uns für die Publikumsfolge teilt. Er hat auch zum Thema Eltern und übefaule Schülerinnen und Schüler so einiges zu sagen. Danke dir Laszlo, fürs Mitmachen und bis bald bei euch an der Musikschule Pfannenstiel am schönen Zürichsee.

Laszlo Tömöskösi: Ich bin Laszlo Tömösközi. Ich unterrichte Schlagzeug und Percussion an der Musikschule Pfannenstiel. Mein System ist ganz einfach: Meine Schüler bekommen eine Mappe, eine Notenmappe. Die erste Seite beinhaltet alle Einspielübungen, und die Hausaufgaben finden sie immer am Schluss, also am Ende der Mappe. Die letzten zwei Seiten in der Regel. Also etwa nach zwei Jahren, also nicht in allen Fällen, aber oft kommt eine Phase, in der die Schüler nicht üben wollen oder nicht so motiviert üben. Das heißt, irgendwie müssen wir eine Lösung finden. In der Regel machen wir einen Übeplan. Ich finde es immer gut, wenn sie das… Wenn sie einen Plan an die Türe, an der Wand aufhängen und das Schlagzeug einplanen, wann wie viel sie üben. Und das funktioniert ganz gut, auch wenn die Schüler nicht so motiviert sind. Oft melden sich Eltern und sagen, dass der Schüler irgendwie nicht motiviert ist oder nicht üben will oder die Eltern keine Ahnung haben, was das Kind üben soll. Und das ist völlig okay. Das finde ich ganz normal. Das ist kein Problem. Weil das Organisieren, also das Üben ist vor allem meine Aufgabe. Ich versuche es immer, zu motivieren, die Hausaufgabe zu erklären. Der Schüler muss das verstehen und das ist auch eine gute Möglichkeit für die Schüler, zu Hause zu zeigen, was sie schon besser können als die Eltern. Das finde ich sehr wichtig und sehr motivierend. Also ja, sie fühlen sich kompetent und deshalb üben sie noch motivierter und noch besser. Aber dieses System, diese Spirale kennst du auch schon sehr gut. Du hast gefragt, ob ich noch so digital etwas mache. Gerade heute habe ich so Drum Fills, also Fills irgendwie… Beispiele geschickt. Ich mache eine Spotify-Playlist oder so sowas mit Drum Fills, mit einfachen Drum Fills – und das ist ein Thema bei einer Schülerin. Sie spielt auch in einer Band und sie möchte einfach besser Fills spielen. Sie kennt schon viele Rhythmen, aber irgendwie selbstständig alleine, möchte noch keine Fills machen oder erfinden. Und deshalb zeige ich so Beispiele. Das ist auch eine Sache, eine digitale Sache. Aber selbstverständlich auch Noten schicke ich manchmal und auch so Tipps. Also ich mache auch manchmal Videos. Ich spiele auch die Stücke vor, damit sie mit mir üben können. Ich versuche, es per Mail zu schicken. Größerer Schüler haben schon E-Mail-Adressen. Das ist auch wichtig, dass oft die Eltern verbinden uns. Wenn das nicht passiert, dann kriegen die die Mails, die Eltern, und sie leiten das dann weiter. Das ist auch sehr individuell, wer wie das will. WhatsApp benutze ich auch noch oft, aber ich versuche es zu reduzieren, weil oft auch Eltern sich bei mir melden am Samstagnachmittag zum Beispiel oder am Sonntag, wenn wir mit der Familie unterwegs sind. Und ich möchte das nicht. Deshalb reduziere ich eigentlich WhatsApp, wenn das möglich ist. Also ich versuche es möglichst offiziell zu halten. Und wenn Notfälle passieren, dürfen sich Eltern WhatsApp benutzen. Grundsätzlich ist es so bei mir.

Kristin Thielemann: Das war der liebe Laszlo Tömösközi. Weiter geht es mit einem kleinen und feinen Highlight für euch. Die Klavierlehrkräfte unter euch, die kennen nämlich möglicherweise Rosa Miró, von der der nächste Beitrag in diesem Blog kommt. Denn Rosa Miró ist Autorin einer Klavierschule für den Gruppenunterricht, nämlich «Tastentiger & Co». Eine Rezension hierzu habe ich bei «üben & musizieren» gefunden und euch in den Shownotes verlinkt. Danke, liebe Rosa, dass du dabei bist bei dieser Publikumsfolge und ich sende dir ganz, ganz liebe Grüße nach Hamburg.

Rosa Miró: Hallo Kristin, hier Rosa. Ich melde mich zu dem Thema Hausaufgaben. Es ist natürlich ein sehr umfangreiches Thema und bei jeder Altersstufe muss man da anders damit umgehen, andere Ratschläge suchen. Aber allgemein erstmal: Ich finde es ein wichtiges Thema und immer wieder muss man das im Unterricht mit den Schülern und Schülerinnen besprechen und beleuchten die verschiedenen Aspekte, die das Üben bedeutet. Ich bespreche mit den Schülerinnen und Schülern erst mal: Wie könnte ein «Hausplan» aussehen? Je nachdem, wie viel Zeit haben, wann es am besten die Zeit zum Üben ist und so alles allgemein. Und dann haben wir eine Art «Übe-Landschaft». Das sind so Kasten und die pro Woche wird so ein Kasten angemalt rot, wenn sie gar nicht geübt haben, gelb, wenn sie ein, zwei oder dreimal geübt haben, und grün, wenn sie mehr so drei, vier oder fünf Mal in der Woche geübt haben. Und ich kontrolliere das nicht so genau, das… – ich vertraue denen, was sie da eintragen. Und ist es mehr für sie zur Kontrolle, dass sie Ende des Schuljahres gucken können: Ja, ich war, ich habe viele grüne Wochen, viele gelbe Wochen, nicht so viel rot, oder doch? Hauptsache, war es immer rot und das muss dann anders werden. Und ich sage ihm, es ist okay, mal eine Woche nicht üben oder faul zu sein oder weil es es irgendwie nicht klappt. Aber sollte nicht die allgemeine Tonika sein. Und ich glaube, so kann man das ziemlich gut überblicken. Ich empfehle den auch eine Art «Übemenü». Das heißt, es gibt eine Vorspeise, das ist eine technische Übung oft. Dann gibt es eine Hauptspeise, das sind die Stücke, die wir, wo wir daran arbeiten und dann den Nachtisch. Den Nachtisch ist es immer dann Improvisation oder sie spielen Stücke, die sie schon gut können etc. Das klappt so ziemlich gut. Dann ist manchmal ist auch gut zum Beispiel beim gutem Wetter, sage ich: «Üb mal, mach einen Tag frische Luft üben!» Das ist so eine Art mentales Üben, weil das Klavier können wir ja nicht rausholen. Und dann so einen Übetag ersetzen ist auch total in Ordnung. Und üben das ohne Aufwand, also ohne Instrument zu üben – das ist auch wichtig. Dann versuche ich so das Üben zu beleben, indem ich zeige, ja, verschiedene Rätselarten sozusagen: Parallelstellen rausfinden und suche drei Differenzen in den Parallelstellen. Oder wo denkst du, ist das schwierigste Stelle vom Stück. Da täuschen sie sich ganz oft. Und dann: Wie lange meinst du, dass du brauchst, um diese Stelle perfekt… nicht perfekt, aber so einigermaßen stabil zu können. Und dass sie eine Zeiteinschätzung haben. Und dass die nach und nach sehen, wie lange es dauert, bis ich das hinkriege. Wo ist der kürzeste Weg? Wie soll ich üben, damit es das relativ gut klappt und ich nicht so viele Umwege mache? Das ist alles wichtig und denen macht es Spaß, verschiedene Aspekte zu auszuprobieren. Und ich frage Sie dann, wenn sie zum Unterricht kommen: Was hast du jetzt geschafft? Was kannst du, das letzte Woche nicht konntest oder hast du irgendeine Übevariante entdeckt, die du schön findest und du mir zeigen möchtest. Und so immer wieder an das Thema durch verschiedene Blickwinkel sozusagen das Thema zu beleuchten. Ja, die für die Jugendliche, für die größeren Schüler und Schülerinnen ist es gut, wenn sie zum Beispiel auf YouTube hören, dass Stücke, die sie spielen. Es gibt oft die auf verschiedene Versionen und dann ich empfehle sie, da mitzuspielen, versuchen mitzugehen und dann so das Stück in verschiedene Geschwindigkeiten oder Interpretationsarten, um das zu erleben. Und das ist eine Sache, die Sie sehr gerne machen und die auch wieder eine Motivation für das Üben zu Hause darstellt. Liebe Grüße aus Hamburg erstmal. Tschüss!

Kristin Thielemann: Das meine ich mit kleinem, feinem Highlight. Tschüss Rosa. Vielen Dank. Klingklang und weiter geht's zum Thema Hausaufgaben und Motivation. Durch Digitales, durch Apps und Gamification kam der nächste Beitrag von einem Kollegen, der viele innovative Ideen hat und – großes Plus – nicht nur Ideen hat, sondern auch umsetzungsstark ist. Und da freue ich mich doch sehr, dass auch Christian Schatka-Reith die Gelegenheit genutzt hat und etwas Spannendes für die Publikumsfolge aufgenommen hat. Viel Spaß und vielen Dank dir, lieber Christian.

Christian Schatka-Reith: Hallo, mein Name ist Christian Schatka-Reith. Ich bin diplomierter Instrumentalpädagoge und unterrichte seit über 25 Jahren verschiedene Instrumente, vor allen Dingen im Bereich Jazz, Pop und Rock. Zudem bin ich als Dozent für verschiedene Hochschulen und Verbände im Einsatz und auch als Fachbuchautor tätig. Ja, ich habe mit großem Interesse die Folge 44 vom Podcast «Voll motiviert» gehört. Ich finde die Thematik einfach sehr spannend und extrem wichtig. Dementsprechend würde ich gerne ein paar Gedanken zum Thema Motivation mit einbringen. Ja, Motivation ist auch für mich das Schlüsselthema und letztlich auch die zentrale Herausforderung im Unterricht, gerade wenn es um Kinder und Jugendliche geht. Ja, ich denke, damit man die Kinder dauerhaft motivieren kann, müssen natürlich bestimmte Parameter stimmen. Also zum Beispiel müssen die Hausaufgaben ganz klar formuliert werden und kommuniziert werden. Gerade Kinder brauchen hier ja eine unmissverständliche Anleitung, in der sie alle Inhalte aus der Stunde bestmöglich von uns Lehrerinnen und Lehrern präsentiert bekommen. Auch das Thema kurzfristige Belohnung empfinde ich als sehr wichtig, da vor allem bei Kindern die langfristigen Ziele wenig greifbar sind. Hier lassen sich, wie ich finde, zum Beispiel Effekte aus der Gamification sehr gut integrieren. Mich selber umtreibt diese Frage auch schon seit Jahren: Wie schaffe ich es eigentlich, mein eigenes Unterrichtskonzept auf die Schülerinnen und Schüler zu übertragen? Und zwar so, dass sie in der Zeit außerhalb des Unterrichts ganz genau wissen, was sie wie üben sollen. Gerade für junge SchülerInnen ist Struktur und Zeitmanagement eine richtige Herausforderung. Und wie ich beobachten kann, ist oft auch das Lernumfeld nicht optimal. Und ja, damit Üben maximal Spaß macht und entsprechend auch die Motivation steigt, sollten diese Parameter einfach stimmen. Unsere Aufgabe als Pädagogen ist es ja, die Kinder an die Hand zu nehmen, dafür zu sorgen, dass sie Spaß am Üben und Lernen haben, dass wir sie dafür begeistern. Und zwar Woche für Woche. Ja, und hier lässt sich die Digitalisierung wahnsinnig gut verwenden, um zum Beispiel anspornende Elemente mit einzubeziehen. Natürlich gemeint als sinnvolle Bildschirmzeit und als klares Add-on zum normalen Unterricht. Ja, aktuell gibt es hier schon einige digitale Lösungen und Helfer am Markt. Ich selber nutze auch einige Tools, wie zum Beispiel Stimmgeräte, Metronom und auch Messenger-Dienste oder Cloud Service etc. Was mich aber stört ist, dass dies alles Insellösungen sind, wie wir es ja im Podcast auch gehört haben. Hier scheint jeder Lehrer, jede Lehrerin ein eigenes Potpourri zusammengestellt zu haben, mit dem dann gearbeitet wird. Man muss aktuell viel hin und her springen zwischen den Apps, zwischen den Plattformen und so lässt sich für mich hier noch nicht der nötige Flow erzeugen. Aus diesem Grund bin ich seit einiger Zeit daran, selber ein Tool zu entwickeln, das im Laufe des Jahres auf den Markt kommen soll und das als All-in-one-Lösung die wichtigen Prozesse bündeln wird. Ja, ich denke, die Technik ist längst so weit. Ich bin mir sicher, dass digitale Helfer in Zukunft eine große Rolle bei den Prozessen spielen werden und dass Digitalisierung definitiv dabei unterstützen kann, an vielen Stellen sehr positive Effekte zu erzeugen.

Kristin Thielemann: Hey, danke dir, lieber Christian, für deine Einsendung und toi, toi, toi, nicht toll, toll, toll, wie meine Schülerin das neulich verstanden hat, aber toi, toi, toi für den Endspurt mit deiner App. Ja, in Sachen Digitalität bin ich manchmal so ein wenig zwiegespalten, muss ich gestehen. Ich bin natürlich einerseits total fasziniert von den vielen Chancen und Möglichkeiten und ich habe da ja auch in meinem «üben & musizieren Spezial» «Digital jetzt! Unterricht medial bereichern», ganz viele Möglichkeiten dazu beschrieben. Aber ehrlich gesagt sehe ich auch das Potenzial, was in völlig digitalfreien Unterrichtsphasen liegt. Also so ganz pauschal bin ich je länger, desto mehr überzeugt, kann es hier kein Richtig und kein Falsch geben, aber immer wieder ein Reflektieren des eigenen Unterrichts, vielleicht ein Nachjustieren und individuelle Lösungen für jedes Unterrichtssetting zu finden. Mein Eindruck in Sachen digitalangereicherter Unterricht. Hier ist es wie immer in der guten Pädagogik: Die nutzen nämlich das gesamte Alphabet, statt einfach nur ein Schema F abzuarbeiten. Ja, und um dieses gesamte Alphabet der Pädagogik auch zu sehen, brauche ich immer wieder neue Ideen, Impulse und ja, den Austausch mit anderen. Also vielen, vielen Dank für deine tollen Denkanstöße, lieber Christian. Und als nächstes kommt wieder ein Schwerpunkt auf Digitales. Ganz toll, kann ich euch versprechen. Es ist eine Einsendung von Sara Mendes, die ich aus meinem Kurs «Future Trends Musikpädagogik» an der Hochschule Luzern kenne und die uns neben unterschiedlichen Notationsmethoden für Hausaufgaben auch einen Einblick in ihre digitalen Zusätze gibt und eine passwortgeschützte Lernplattform vorstellt, die alle Teilnehmenden in diesem Kurs technisch und didaktisch entworfen und umgesetzt hatten. Ich freue mich sehr, liebe Sara, dass diese digitale Lernplattform mit deinen ganz individuellen Inhalten für deine Schülerinnen und Schüler jetzt deinen Unterricht bereichert! Ganz toll zu hören! Also viel Spaß mit Sara.

Sara Mendes: Ich bin Klavierlehrerin und das Üben ist oft ein sehr präsentes Thema in meinem Unterricht. Ich wünsche mir manchmal, mehr Struktur zu haben und mit allen Schülerinnen und Schülern die gleichen Ressourcen zu brauchen. Das ist aber nicht so. Mit den Jüngsten brauche ich ein Notenheft, wo sie alle Hausaufgaben detailliert sehen können. Was üben wir genau, wie viel Mal wiederholen usw.? Anschließend gibt es oft auch eine Aufgabe zum Notenlesen oder Rhythmus. Mit vielen nutze ich Post-its. Ich finde das schnell und effizient. Mit anderen probieren wir sogar mit dem Kanban-Board Tabelle die von Kristin, von dir Kristin habe zu arbeiten. Ich bin auch ziemlich digital unterwegs: Meine Schülerinnen und Schüler haben eine eigene Lernplattform für Klavier. Dort befinden sich Videos und Tutorials extra für sie erstellt. Aus Ihrer eigenen mit passwortgeschützten Seiten haben sie auch Zugriff auf Ihr digitales Audio-Portfolio. Dort finden sie Ihre besten Aufnahmen, die sie gemacht haben, sowie über Aufgaben wie zum Beispiel die Begleitung zu einer Improvisation. Dann können sie nicht nur in der Stunde, sondern auch zu Hause das spielen. Für das Ende des Schuljahres habe ich jetzt eine Tonleiter-Game entwickelt. Jede Schülerin und jeder Schüler wählt eine Tonleiter aus. Es gibt ein sechs Level. Beim ersten Level spielt eine Hand eine Oktave. Beim zweiten Level spielt die andere Hand die eine Oktave, beim dritten zwei Hände zwei Oktaven. Und dann kommen wir irgendwann zum sechsten Level, wo zwei Hände und zwei Oktaven spielen. Dann, wenn es nicht sauber läuft, fällt man raus und das gibt dazu gibt es einen Jingle: Das Motiv der Trauermarsch von Chopin. Wenn es klappt, gibt es ein fröhliches Motiv und man kann weitergehen. Es ist lustig, sie sind motiviert, um das besser zu können und Hauptsache, bringt es uns immer zum Lachen.

Kristin Thielemann: Ja, ganz viel drin in diesem Statement von Sara. Vielen, vielen herzlichen Dank, Sara! Bevor es dann ganz viele Nachfragen per Mail oder auch Social Media von euch gibt, wie das Arbeiten im Unterricht mit einem Kanban-Board digital oder analog funktionieren kann: Auch das findet ihr in meinem «üben & musizieren Spezial» «Digital jetzt!» Und da gibt es auch Ideen in Sachen Gamification und digitale Lernplattform für euch. Aber das schönste Stichwort hattest du, liebe Sara, ganz zum Schluss gebracht, nämlich dass dieses Tonleiterspiel, was ihr in eurem Unterricht macht, euch immer zum Lachen bringt. Stichwort Humor. Humor – das sind für mich die bunten Streusel auf dem Sahnehäubchen unseres Eisbechers namens Unterricht. Oh oh, wieder einmal Grüße aus dem Dschungel des metaphorischen Sprechens. «Nur ein Grüßchen, noch ein Wort» ist der Schluss des Schubert-Ständchens. Kennt ihr? So schöne Musik! Aber weiter geht's. Wir wagen jetzt einen Sprung nach Süden, und zwar ins wunderschöne Südtirol. Hier gibt es ein Aufgabenheft, was, soweit ich weiß, allen Schülerinnen und Schülern der Südtiroler Musikschulen zur Verfügung gestellt wird. Und, wenn ich richtig informiert bin, findet sich darin seit letztem Jahr sogar das besagte Kanban-Board, was ich einst bei einer Fortbildung in Südtirol vorgestellt hatte. Es hat mich riesig gefreut! Es ist eine große Ehre für mich, dass das Kanban-Board und diese Idee es in euer Aufgabenheft geschafft hat! Und mein guter Vorsatz, liebe Südtiroler Musikschulmenschen, ich hätte auch so furchtbar gerne so ein Aufgabenheft von euch und ich werde bei meinem nächsten Besuch bei euch versuchen, eines zu schnorren. Aber jetzt zur konkreten Umsetzung. Die bringt uns nämlich Johann Finatzer näher. Johann Finatzer hat, wie viele von uns verschiedene Musikberufe, die er mit seinem Schaffen vereint. Möglicherweise vergesse ich jetzt welche aufzuzählen, dann geht der Kaffee auf mich, lieber Hans, ich versuche es mal. Johann Finanzer ist Posaunist, Lehrer für tiefes Blech, er ist Komponist, Mentor bei der Berufsausbildung für angehende Musikpädagoginnen und Musikpädagogen und künstlerischer Leiter der Stadtkapelle Bozen. Hier kommt er: Johann Finatzer.

Johann Finatzer: Ja, wie gebe ich meine Aufgaben an die Schüler weiter? Also ich habe da drei verschiedene Möglichkeiten, die ich verwende. Zum einen nehme ich das Aufgabenheft, welches uns zur Verfügung gestellt wird von der Landesdirektion Deutsche und Ladinische Musikschulen aus Südtirol. Das Heft ist sehr schön aufgebaut und das verwende ich eben für die Kleinen, die es gewohnt sind, auch von der Schule das schön zu notieren. Und begleitend dazu mache ich auch Sprachnachrichten auf WhatsApp. Oder ich nehme mit dem Instrument zum Beispiel die neuen Inhalte oder neue Stücke oder die neuen Aufgaben auch mal kurz auf und schicke sie den Eltern zu. Weil, die Kinder haben in der Regel ja noch kein Handy in diesem Alter. Mal bei uns hier zumindest, was ich auch nicht schlecht finde. Und wenn sie älter sind, dann verwende ich auch noch das Mitteilungsheft. Aber eben fast mehr nutze ich digitale Medien zum Beispiel wie vorhin schon gesagt, also WhatsApp, Audio und Video. Und das funktioniert sehr gut. Und da in diesem Alter haben Sie auch schon selbst ein Handy, da können Sie das selbst abrufen und da haben sie halt die Aufgabe vor sich und können das dann nachvollziehen. Und das finde ich auch sehr gut. Da kann man die Modernen, ja, die die neuen Medien ja auch ganz ideal einbauen und nutzen, sozusagen. Und Stufe drei, das wären dann die Fortgeschrittenen oder die die weit fortgeschrittenen erwachsenen Studenten oder auch die angehenden, ja eben Berufsmusiker oder Studenten, die einen Beruf, die ein Studium anstreben. Und die lasse ich das auf einem Blatt Papier oder bzw. die sollen sich das dann selbst notieren. Sich auch daran gewöhnen, dass man zuhören muss und dass man auch das Beste bzw. auch das Relevanteste rauspicken muss von dem, was man im Unterricht mitbekommt. Das wären so die die drei Stufen. Sozusagen adressiere ich das an Kinder, an Jugendliche und dann später eben an Erwachsene oder eben Studenten. So, das wäre meine Art, wie ich meine Aufgaben an meine Schüler weitergebe.

Kristin Thielemann: Vielen Dank nach Südtirol an Johann Finatzer. Wirklich sehr durchdacht und klar nach Alter strukturiert. Das fasziniert mich. Ja, auch die Idee mit dem Aufgaben- oder Kommunikationsheft, die finde ich wirklich klasse. Ist ein toller Service, den da die Deutschen und Ladinischen Musikschulen der… oh warte… Autonomen Provinz Bozen Südtirol, ist das richtig, was die da an Service bieten. Die Sache mit dem Aufgaben- oder Kommunikationsheft kennen wir ja auch vielfach schon aus dem Schulkontext. Und was im Schulkontext auch rapide zunimmt und mittlerweile auch in die Musikschulen kommt, sind Schulapps, die auf datenschutzkonforme Kommunikation und das Teilen von Inhalten setzen. Und die meist auch noch so einige Features mehr bieten, wie zum Beispiel Unterrichts- oder Stundenplanverwaltung und auch Anwesenheitslisten. Und ich muss sagen, ich bin echt gespannt darauf, was jetzt so in den nächsten Jahren auch noch in diesem Bereich entwickelt wird und sich dann auch wirklich durchsetzen wird in der Unterrichtspraxis. Aber dass die Kommunikation mit Eltern oder auch Schülerinnen und Schülern weg geht von der klassischen E-Mail und auch, dass wir Musiklehrkräfte selbst darüber bestimmen wollen, wann wir digitale berufliche Kommunikation bekommen und auch lesen möchten und uns hier auch wieder stärker im Privatleben abgrenzen wollen - das ist doch eine Entwicklung, die man auch vielerorts schon wahrnehmen kann und die ich auch wirklich wichtig finde. Denn ja, auch wenn ich es verstehen kann, dass Eltern manchmal kurzfristig am Abend noch Organisatorisches einfällt, geht mir ja selber auch so mit meinen Kindern, ja, ich musste da für mich wirklich eine gute Lösung finden, damit ich nicht auf meinem Privathandy, wenn ich abends um zehn noch gemütlich in eBooks schmökere, darüber informiert werde, dass meine Schülerin Lotta morgen doch zum Kindergeburtstag muss und gerne eine Nachholstunde hätte. Oder auch, dass im Musikschulgruppen-Chat mal wieder bis spät in die Nacht hinein irgendwelche Details zur neuen Schulordnung diskutiert werden. Hey, ich bin zwar Musikerin und ich habe auch wirklich ungewöhnliche Arbeitszeiten, aber auch ich habe mal Feierabend und der ist mir mittlerweile heilig! So, tatakata… jetzt geht's weiter. Als nächstes kommt ein längeres Statement, was es echt in sich hat. Also schnallt euch bitte an! Der Beitrag kommt von Sophie Rüth. Sophie setzt sehr stark auf das Erlernen kreativer und individueller Übemethodik. Und für mich war das hier wirklich spannend zu erfahren, wie spielerisch Sophie mit ihren Schülerinnen und Schülern an die Hausaufgaben im Allgemeinen und, ja, das Thema Übermethodik im Besonderen rangeht. Viel Spaß beim Anhören und dir, liebe Sophie, herzlichen Dank für diese Einsendung.

Sophie Rüth: Hallo, ich bin Sophie. Ich studiere Trompete im künstlerisch-pädagogischen Profil und zusätzlich elementare Musikpädagogik in Saarbrücken und habe bereits auch einige Trompetenschülerinnen und Schüler und daher werde ich wöchentlich mit dem Thema Hausaufgaben konfrontiert und was mir wichtig ist, meinen Schülern zu vermitteln: Hausaufgaben bzw. das Üben zu Hause ist nicht nur für Schüler gedacht, sondern für alle Instrumentalisten. Egal wie lange man spielt, egal wie gut man spielt, welchen Leistungsstand man hat. Also das ist mir wichtig, auch um die Hierarchie irgendwie ja zu besänftigen. Ich möchte nicht, dass es wie in der Schule ist: Ich bin der Lehrer und ich gebe Hausaufgaben auf und das musst du machen! Und also dieser Zwang, dieser Leistungsdruck, der auch oft in Schule verbunden ist und deswegen spreche ich bei den kleinen Schülerinnen und Schülern auch oft gar nicht vom Üben, sondern vom Spielen. Also die Schülerinnen und Schüler spielen zu Hause. Üben ist schon so, ja, so mit Leistung verbunden mit einem festen Ziel: Ich muss etwas machen! Und wenn ich das geschafft habe, dann gibt es eine Belohnung, eine gute Note etc. Und damit tue ich mich ein bisschen schwer in der Musik. Ich finde es auch schwierig, ein genaues Ziel zu definieren. Ja, man kann das Stück dann spielen. Aber was heißt das? Man kann jeden Ton richtig spielen. Man kann es musikalisch spielen, in verschiedenen Tempi. Aber wo genau ist das Ziel? Und da bin ich beim ersten Punkt: Ich möchte immer mit meinen Schülerinnen und Schülern ein Ziel definieren. Und da dürfen sich die Schülerinnen und Schüler auch gerne selber mit einbringen. Also geht es darum, wirklich erstmal die Noten zu lesen oder um was geht es genau? Dass die Schülerinnen und Schüler auch wissen, was sie zu Hause spielen können und woran sie arbeiten können. Und das Wichtigste für mich ist eigentlich die individuelle Anpassung. Und damit einhergeht für mich zuerst mal die intrinsische Motivation. Also ich möchte rausfinden, warum spielt das Kind überhaupt Trompete? Was möchte er oder sie denn spielen an Literatur? Hat er vielleicht ein Vorbild oder mag er eine Musikrichtung besonders gerne und spielt deswegen Trompete, damit er oder sie dieses Stück spielen kann? Hat er Aufnahmen gehört? Spielen Familienmitglieder Musik? Möchte er dabei mitspielen? Wenn ja, welche Stücke spielen die? Welche Stilrichtungen? All das sind für mich ganz wichtige Fragen, weil die ja auch die intrinsische Motivation des Schülers oder der Schülerin ausmachen und ich daran anknüpfen kann, damit die Motivation, zu Hause zu spielen oder zu üben, noch höher ist, damit das Kind merkt, es darf den Unterricht irgendwie mitgestalten und es ist nicht aufgeschoben, was ich mit ihm mache, sondern er darf sich selbst mit einbringen. Also dort ansetzen, wo der Schüler steht. Klar ist das schwierig mit Trompetenschulen zu vereinbaren. Deswegen arbeite ich auch immer sehr viel mit Zusatzliteratur und -material. Aber das hat sich meiner Meinung nach sehr bewährt, da die Schülerinnen und Schüler viel motivierter sind, zu Hause zu spielen, wenn sie eigene Stücke bekommen. Wenn sie zusätzliches Material bekommen, wenn sie selber mitgestalten dürfen: Was möchten Sie spielen? Welche Stilrichtung? Mal was mit Playback, mal was mit Klavier, mal was für zwei Instrumente, mit der Freundin vielleicht, die vielleicht auch ein ganz anderes Instrument spielt. Und der nächste wichtige Punkt ist für mich bezüglich zu Hause spielen oder üben: Wann macht es dem Kind Spaß zu spielen? Wenn man irgendwas kann oder wenn man weiß, wie man es macht! Und mein Eindruck ist, dass viele Kinder gar nicht wissen, wie Üben geht. Also man bespricht im Unterricht ein Stück und zu Hause steht dann im Hausaufgabenheft Trompetenfuchs Seite 13 das erste Stück. Aber was macht man damit? Spielt man es durch? Oder spielt man es so lange durch, bis es nach der Melodie klingt, die die Lehrerin ihm oder ihr im Unterricht vorgespielt hat? Und ich bin ein großer Fan vom Methodenreichtum. Also meiner Meinung nach macht Üben Spaß, wenn man a) weiß, was man tut. Und b) wenn es abwechslungsreich ist. Und deswegen arbeite ich in meinem Unterricht mit einer kleinen Box, das jedes Kind bekommt und dort sind Kärtchen drin bzw die Kärtchen bekommen die Kinder von mir nach und nach. Und auf diesen Kärtchen sind Übemethoden und Spielmethoden drauf, die ich mit dem Kind zusammen im Unterricht erarbeite. Und jedes erarbeitete Kärtchen kommt dann in die Box und damit können sie zu Hause spielen. Auf den Kärtchen steht dann zum Beispiel drauf den Rhythmus klatschen, den Rhythmus stampfen, die Melodie singen, Noten, die schwierig sind, in einer bestimmten Farbe anmalen. Alles, was man so im Unterricht besprochen hat. Das kann auch eine kreative Methode sein, wie zum Beispiel eine Geschichte zum Stück ausdenken. Das Stück in drei unterschiedlichen Charaktereigenschaften spielen usw. Es gibt auch leere Kärtchen. Dort können die Kinder dann selbst Methoden drauf schreiben oder darauf malen für die ganz Kleinen. Und dadurch haben die Kinder zu Hause einen riesengroßen Pool an Methoden, wie sie an Stücke rangehen können und was Sie damit machen können, so dass es nie langweilig wird. Und die Kinder spielen dann die Stücke auf viele unterschiedliche Art und Weise. Aber es wird nie langweilig, weil der Fokus immer ein anderer ist. Und der Fokus kann sowohl technisch als auch musikalisch am Stück sein. Es gibt auch Kärtchen, die nur auf die Technik abzielen, ganz abseits von dem Instrument. Das ist perfekt fürs Einspielen zum Beispiel. Und diese Box mit den Methodenkärtchen schaffen natürlich auch Rituale. Also: Was übe ich, wie übe ich, Einspielen am Stück? Und was für mich auch ganz wichtig ist Sobald die Kinder aber Fragen haben, dann sollen sie sich sofort bei mir melden, damit sie dann weiterarbeiten können und nicht warten müssen, bis sie in der nächsten Woche wieder zu mir kommen. Und ja, das sind eigentlich so meine zwei wichtigsten Punkte. Also so als Oberbegriff: Hausaufgaben funktionieren meiner Meinung nach dann gut, wenn man sie individuell anpasst. Wenn der Schüler das Gefühl hat: Das ist mein Instrument, das ist mein Unterricht und ich darf damit was machen. Ich bin nicht ein Kind in einer Klasse wie in der Schule und alle machen das Gleiche, sondern ich darf mich selbst mit einbringen. Und dazu zählt eben dann auch der Methodenreichtum beim Üben, also dass der Schüler weiß, was übe ich und wie übe ich es das schon mal dazu. Vielen Dank für das Angebot und die Möglichkeit zum Podcast und ganz liebe Grüße.

Kristin Thielemann: Ja, ganz liebe Grüße zurück und vielen Dank an dich, Sophie! Dee Boyd hat ihre Wurzeln in Australien und vereint viele Ideen aus dem dortigen Musikschulsystem mit den Begebenheiten in Baden-Württemberg, wo sie seit vielen Jahren an Musikschulen tätig ist. Viel Spaß mit ihrem Statement und dir, liebe Dee, herzlichen Dank für die Einsendung!

Dee Boyd: Ja, hallo liebe Kristin, schön, dass ist eine Mitmachfolge gibt. Ich bin die die Beute. Ich unterrichte in der Nähe von Stuttgart in der Musikschule in Hechingen gerade. Ich habe auch, aber in Freiburg viel unterrichtet. Ich leite Ensembles, Bläserklassen, ich habe Gruppenunterricht, ich habe Kinder ab die zweite Klasse, so gegen sieben, acht Jahre alt, bis zu 80 plus Jahre alt. Natürlich musst du mit jedem Schüler herausfinden, warum vielleicht die Musik lernen oder Musik machen wollen und wie, oder die Ziel, die sie haben. Viele Eltern auch von diese Kinder haben vielleicht keine Musik gemacht. Da ist das auch wichtig, damit die Eltern das ein bisschen zu erklären, wie das geht und die vorzubereiten, das kann auch ein bisschen unschön zu Hause klingen. Aber das ist wichtig ist, dass die mindestens ein paar Minuten pro Tag das Instrument in die Hand nehmen und nicht nur in der in der Schule. Ich kenne, dass es, wenn ich klein war, als Kind eigentlich das schlimmste Teil von Üben war einfach das Auspachen. Bis ich das ausgepackt hat und alles aufgerichtet hat, das war das Schlimmste! Aber wenn ich das dann plötzlich aufgebaut hatte und angefangen, ich wollte nicht aufhören, weil, es hat mir echt viel Spaß gemacht! Das ist manchmal auch für die Kinder oder die Neuanfänger ganz am Anfang einfach das Instrument auszupacken und irgendwas zu spielen. Ich schreibe selber fast nie die Hausaufgaben von meinen meine Schule auf. Natürlich sage ich die wie die oder was die machen müssen. Aber ich sage Bitte deinen Stift holen und schreib mal oder kreis diese Übungen ein. Schreib mal bitte das Datum, was ist das Daten heute, auf. Weil natürlich, wenn die das selber eintragen, dann ist das im Kopf. Dann weißt du: Das muss ich machen! Und die haben dann die Verantwortung, dass die das selber notiert haben und dass die dann wissen! Und nicht: «Ich habe vergessen, wo du in mein Heft aufgeschrieben hast!»

Kristin Thielemann: Soweit der Beitrag von Dee Boyd. Vielen Dank, liebe Dee, dass du die Gelegenheit zum Mitmachen genutzt hast! Jetzt gehen wir in Deutschlands wunderschönen Osten, nämlich nach Thüringen. Sehr grenznah zu Bayern liegt die Musikschule Saale-Orla, die ich vor einiger Zeit bei einer Fortbildung kennenlernen durfte und bei der mich Musikschulhund Yoku verzaubert hat. Außerdem gibt es und das fand ich sehr, sehr cool in der Musikschule Saale Orla eine Pianotreppe. Hier sehen die Treppenstufen wie eine Klaviatur aus. Also man kann chromatisch die Stufen hochschlendern, wenn man viel Zeit hat oder auch die Stufen in Terzen oder Quarten hoch hechten, wenn man spät dran ist. Das Team der Musikschule Saale-Orla hat sich gemeinsam etwas für unsere Publikumsfolge ausgedacht und ihren Kollegen Hannes auserkoren, für das Publikum, die Ergebnisse ihres Brainstormings einzusprechen. Sie haben sich vor allem Gedanken über die Inhalte der Aufgaben und um Elternkontakte gemacht. Ja, und noch eine kurze Sidenotiz zu dieser Musikschule Die Schulleiterin Sylke Pasold kennt ihr, liebe Hörerinnen und Hörer von «Voll motiviert» aus dem Musikpädagogischen Quartett Folge 44.

Hannes Meyer: Hallo liebe Kristin, hallo liebe Hörer! Wir von der Musikschule Saale-Orla aus Bad Lobenstein hatten uns auch Gedanken über Hausaufgaben im Instrumentalunterricht gemacht. Da wir ja eine schulische Einrichtung sind, gehören Hausaufgaben eigentlich dazu. Die sollten aber eher mit Spaß verbunden werden als mit Pflichterfüllung. Ich selbst gebe zum Beispiel oft Hausaufgaben, die spielerisch gelöst werden, wie zum Beispiel Noten-Memory oder künstlerisch ansprechen: Mal Notentiere aus zum Beispiel. Was uns aber am wichtigsten ist, ist der Kontakt mit den Eltern. Diese müssen unbedingt als Bezugspersonen mit einbezogen und sensibilisiert werden. Der Kontakt ist außerdem wichtig, damit wir Lehrer auch die Lebenssituation der Kinder kennenlernen. Besonders auf dem Land. Unsere Zielsetzung muss bedürfnisorientiert zwischen Struktur und Freiheit abgewägt werden. Wichtig ist aber, die Ziele zu definieren und den Schülern klar zu machen. Als Ziel könnten zum Beispiel Konzerte oder Auftritte dienen, aber auch das Erlangen gewisser Fertigkeiten oder das Spielen eines Stückes in einem gewissen Tempo kann motivierend sein, das Instrument auszupacken und seine Hausaufgaben zu erledigen.

Kristin Thielemann: Danke, Hannes und dem Team der Musikschule Saale-Orla am Standort Bad Lobenstein. Nach einem Ausflug in Deutschlands Osten geht es nun in die Schweiz. Wir sind hier bei «Voll motiviert» zwar deutschsprachig, aber trotzdem international unterwegs. Denn es gab schon Feedback aus Norwegen, Schweden, aus Kanada, den USA und Japan. Alles ehemalige Studierende von Musikhochschulen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz und nun mit ihrer Kunst des Unterrichtens und Musizierens weltweit unterwegs. Ich freue mich sehr, dass auch ihr «Voll motiviert» hört. An dieser Stelle viele Grüße an euch alle. Jetzt aber zur Schweiz, nach Deutschland und Österreich die drittgrößte Hörergruppe. Auch das Fach Band ist in dieser Publikumsfolge mit einem Hausaufgabenbeitrag vertreten. Die Einsendung hierzu kommt von Stefan Krucker. Er ist Schlagzeuger und Bandlehrer an der Musikschule Weinfelden, totaler Gruppenunterrichtsfan und extrem versiert darin, Videos mit seinen Schülerinnen und Schülern zu produzieren. In seinem Beitrag geht es nicht nur um Hausaufgaben, sondern auch allgemein um Motivation im Musikunterricht. Viel Spaß und danke dir, Stefan.

Stefan Krucker: Also hallo, «Voll motiviert»-Community. Also erstmal über Hausaufgaben. Bei der Volksschule lässt sich diskutieren. Wenn jedenfalls meine Musikschüler 30 mal 45 Minuten pro Woche zu mir kämen, würde ich keine Hausaufgaben geben. Weil dem aber nicht so ist, macht es für mich trotzdem Sinn, im Musikunterricht Hausaufgaben zu geben. Nun, gute Erfahrungen habe ich damit gemacht, wenn Kinder und Jugendliche mit anderen Kindern und Jugendlichen in einer Gruppe spielen. Als erstes macht das vor allem Spaß und das ist doch schon ein ziemlich großer Motivationsfaktor. Dann ist da noch der Nebeneffekt, dass es meistens sowieso egal ist, wenn Eltern oder Lehrperson fragen, ob sie geübt haben. Vor den anderen der Musikgruppe aber etwas nicht können, weil nicht geübt, das geht gar nicht. Ein weiterer Punkt ist, dass 80 % oder mehr meiner Schülerinnen und Schüler sind wohl durchschnittlich talentiert. Deshalb gebe ich diesen auch nur durchschnittlich schwierige Hausaufgaben und freue mich mit ihnen an den kleinen, einfachen Schritten, welche Sie vorankommen. Nun noch zur Frage von Kristin, ob ich digitale Inhalte für die Hausaufgaben nutze. Ja, weil alle meine Musikschüler, die spielen mit anderen Musikschülern zusammen. Und Zusammenspiel ist doch alles nur das Problem ist, dass wenn die sie zu Hause spielen und üben sie dies meistens alleine tun und gar nicht die Möglichkeit haben, mit anderen Kindern zusammen zu spielen. Zusammenspiel muss aber geübt werden! Deshalb sollen sie auch zu Hause die Möglichkeit nutzen, mit dem gewünschten Lied, welches sie ja auf diversen digitalen Plattformen zu finden sind, mitspielen. Eine weitere digitale Plattform, die ich nutze, die heißt Chordify. Da kann man jedes Lied, das man auf YouTube findet, abspielen und sieht dann gleich die Akkorde des Liedes und kann auch transponieren, was gewünscht ist. Und mir ist wichtig: Macht das irgendwann nicht von Anfang an, aber irgendwann auch im Unterricht, dass ihr das Lied abspielt und der Schüler soll dazu spielen. Und zum Schluss: Vor allem Freut euch mit den Kindern und Jugendlichen über die Töne, auch wenn diese nicht sehr virtuos sind!

Kristin Thielemann: Und was machen Sie denn beruflich? Ich freue mich gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen über ihre schöne Musik! Also vielen Dank, lieber Stefan, für diesen Beitrag. Jetzt geht es langsam in Richtung Finale. Constantin Koch hat es geschafft, gleich alle vier Publikumsfragen zu beantworten und zwar in sehr klarer Form. Punktlandung. Fand ich ganz klasse! Und Constantin, Ich habe mich sehr über deine Einsendung gefreut. Hier kommt sie! Viel Spaß beim Anhören!

Constantin Koch: Ja, hallo Kristin. Wie mache ich meinen Schülerinnen und Schülern klar, dass es wichtig ist, daheim zu üben, um Fortschritte zu erzielen? Und wie notiere ich die Hausaufgaben, damit es auch gut und gerne erledigt werden? Also ich sage einfach ganz klar zu meinen Schülern: Wenn ihr nicht übt zu Hause, dann wird das auch nichts! Ja, und die verstehen das in der Regel auch relativ schnell, dass man einfach sich zu Hause hinsetzen muss und was machen soll. Da versuche ich jetzt nicht irgendwie krass ein großes pädagogisch-methodisches Feuerwerk aufzubauen oder loszuschießen. Da bin ich einfach ganz stumpf und trocken und kommuniziere das auch recht nüchtern in der Regel. Und das wird dann auch eigentlich so aufgenommen. Hausaufgaben ist unterschiedlich. Manchmal schreibe ich was in so ein kleines Heftchen oder schreib, was auf dem Zettel, kleb den irgendwie in das Lehrbuch rein. Oder manchmal, wenn ich merke, die Schüler, die üben sowieso ziemlich gut und bereitwillig, dann kommt da auch einfach nur ein kleiner bunter Zettel auf die Seite wo wir gerade dran sind und die wissen in der Regel von selber, was sie üben müssen. Zum Thema was machst du mit hartnäckig nicht übenden Schülerinnen und Schülern? Da ist ganz interessant, da hatte ich einen Fall letztens von einem Schüler, der kam irgendwie nicht so richtig voran. Dann habe ich ihn gefragt: Na, wie läuft es denn so? Ja, ich habe nicht wirklich geübt, so. Und dann hatte ich mir überlegt: Was machen wir denn da? Und dann hatte ich ihm gesagt Pass mal auf, du besorgst dir jetzt auch mal so ein kleines Hausaufgabenheft und da schreibst du einfach mal rein, wie oft und wie lange du wann geübt hast. Also so ein kleines Übetagebuch. Das hat er auch wirklich gemacht und dann stand das so drin: Sonntags 15 Minuten, dienstags, 20 Minuten usw. Und ich habe gemerkt, seitdem wir das machen, läuft es richtig gut. Der blüht richtig auf und geht richtig vorwärts. Also ich habe gemerkt, da ist ganz viel Potenzial, was nur durch so einen kleinen Impuls und Impetus da ja vorwärts gegangen ist. Und ich bin ganz froh, dass das so gut geklappt hat. – Gibt’s bei dir Aufgaben, die digitale Inhalte für die Hausaufgaben nutzen? Ja, natürlich. Ich filme manchmal irgendwie so eine kleine Passage, wenn ich am Klavier bin und dann irgendwie, weiß ich nicht, von alle meine Entchen oder Hänschen klein die ersten paar Töne Spiele mit mehreren Fingern, dann filme ich das auch meistens mit dem Handy und schicke das dann in diverse WhatsApp Gruppen von Eltern. Womit auch die letzte Frage beantwortet wäre. Ja, natürlich werde ich auch mit Eltern kommunizieren, also kommuniziere auch mit Eltern. Und ja, schicke den auch gerne immer so kleine Übevideos mit in die Gruppen und sage auch meistens, wenn wir zum Beispiel wie das jetzt demnächst der Fall ist, wenn wir ein kleines Sommerkonzert machen in einer kleinen Gruppe an der Grundschule, dass ich den Eltern auch sage: Jo, hier, die Kinder müssen auf jeden Fall viel üben, weil wir demnächst ja auch so ein kleines Vorspiel machen! Und da merke ich auch, wenn die da hinterher sind und denen auch noch mal ins Gewissen reden, dann läuft es auch. Und die Kinder sind dann meistens auch ziemlich motiviert.

Kristin Thielemann: Ziemlich motiviert. Das ist doch schon mal gut. Vielen Dank Konstantin, für deine Einsendung. Jetzt geht es wieder in den Norden und zwar nach Mecklenburg-Vorpommern. In Schwerin an der Musikschule Ataraxia unterrichtet Hans Jacob und von ihm kommt der nächste Beitrag. Vielen, vielen Dank, lieber Hans und schöne Grüße nach Schwerin.

Hans Jacob: Ja, liebe Kristin, also im Groben und Ganzen kann man sagen, dass ich vor allen Dingen immer mehr Notenheft geben lasse, also wirklich mit Notenzeilen und da die Hausaufgaben einschreibe oder auch immer mal ein paar Übungen und bzw. auch Haltungssachen, alles was so wichtig ist, auch vor allen Dingen für die Eltern. Am Anfang, also wenn die zu mir kommen, bitte ich auch die Eltern unregelmäßig immer mal zum Unterricht oder wenn sie die Kinder abholen, dass ich die letzten fünf oder zehn Minuten sage, dass sie mit reinkommen sollen und dann sage ich nochmal hier drauf achten usw. alles was so Stoß, Klang, Haltung usw. angeht, dass die Eltern zu Hause das auch kontrollieren können. Aber jeder hat eigentlich ein Hausaufgabenheft, wo ich das dann auch aufschreibe und wo ich dann auch jedes Mal nachgucken, okay, was haben wir denn gemacht? Weil, das ist natürlich ganz wichtig, dass die Kinder auch sehen: Ah ja, das wird kontrolliert, was wir aufhaben! Und ja zum Thema hartnäckig Nichtübende. Das hatte ich dir schon alles drauf gequatscht, was ich da so mache. Und ähm, da hilft natürlich auch immer wieder irgendwie ein Vorspiel, wo sie dann verpflichtend üben müssen. Aber das ist eigentlich im Großen und Ganzen, das mache ich bei den meisten mit diesen Hausaufgaben. Bei einigen schreibe ich es natürlich auch mal per WhatsApp oder schickt den dann per Mail, dann irgendwelche Aufnahmen, die sie sich anhören sollen bzw. irgendwelche PlayAlongs, wo sie mitspielen und üben müssen. Jja, aber das ist so im Großen und Ganzen meine, meine Sachen, die ich hier mache, also da komme ich relativ gut mit klar soweit.

Kristin Thielemann: Und genau so muss das ja sein, lieber Hans! vielen Dank für Deine Einsendung! Und das war sie, unsere allererste Publikumsfolge. Auch im Namen der Redaktion danke ich allen herzlich, die mitgemacht und uns einen Einblick in ihre Hausaufgabenkonzepte ermöglicht haben und auch dem Publikum da draußen, wo immer ihr gerade seid, im Urlaub, in der Natur unterwegs oder auch schon wieder auf dem Weg zum Unterrichten, habt einen richtig guten Start ins neue Schuljahr. Natürlich voll motiviert!