Voll motiviert – Der Musikpädagogik-Podcast

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#35 Sommerspecial 2023: Vorspiel

Teaser: Es ist Sommer und ihr lieben Hörerinnen und Hörer von «Voll motiviert» – eurem Musikpädagogik-Podcast – kennt das schon, denn in der Sommerfolge gibt es immer ein «Musikpädagogisches Quartett», wo Kolleginnen und Kollegen direkt aus den Musikschulen zu einem bestimmten Thema zu Wort kommen und wo es auch dieses Mal wieder extrem vieles an Praxisimpulsen für euch mitzunehmen gibt.

Teaser: Praxisimpulse, die für viel frische Motivation in eurem Unterricht und im kommenden Musikschuljahr sorgen. Und wenn ich mir meinen Fortbildungskalender auf meiner Webseite so anschaue, ist genau das heute auch ein Thema, was neben meinen Spezialgebieten Motivation, unruhige Schülerinnen und Schüler und Future Trends Musikpädagogik auch immer wieder von euch gewünscht wird. Jetzt aber viel Freude mit der Sommerfolge 2023 und dem «Musikpädagogischen Quartett» zum Thema Schülerkonzerte.

Intro: Voll motiviert – der Musikpädagogik-Podcast von Schott Music, dem Verband deutscher Musikschulen und Kristin Thielemann.

Kristin Thielemann: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von «Voll motiviert» – eurem Musikpädagogik-Podcast. Heute wird es bunt. Wir sind nämlich wieder ein «Musikpädagogisches Quartett». Das heißt, ich habe drei kreative und innovative Menschen eingeladen, um mit ihnen über das Thema Schülerkonzerte oder auch Vorspiele in der Musikschule zu sprechen. Bevor wir in unser Gespräch einsteigen, aber erst mal ein herzliches Hallo in den Norden zu Marion Zieris, Klavierlehrerin an der Musikschule des Landkreises Verden, einmal schräg über den Bodensee zu Kathrin Stürzl, ebenfalls Klavierlehrerin, Fachbereichsleiterin und stellvertretende Schulleiterin an der Ravensburger Musikschule, und nach Stuttgart zu Oliver Hasenzahl, Fagottlehrer und Fachbereichsleiter an der Stuttgarter Musikschule und Dozent an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart.

Marion Zieris: Hallo Kristin!

Kathrin Stürzl: Hallo Kristin. Hallo zusammen!

Oliver Hasenzahl: Hallo und vielen Dank für die Einladung!

Kristin Thielemann: Ich habe euch alle drei gebeten, ein kurzes Schülerkonzertprojekt mitzubringen und vorzustellen, was so ein wenig abseits von dem ist, wie man Schülerkonzerte so gemeinhin kennt. Nämlich die Kleinen, die noch ganz am Anfang stehen, fangen an und die schon Profis sind, spielen am Schluss. Denn das hat ja den Effekt, den Wolfgang Lessing auch kürzlich in Folge 31 beschrieben hat: Viele können und wollen damit nicht umgehen und melden sich wegen der Schülerkonzerte vom Unterricht ab. Aber bevor wir zu den überraschenden Projekten kommen, starten wir dieses Mal mit einer Frage aus dem Publikum, die mich via Social Media erreicht hat. Aber, aber, ihr Lieben, die ihr das jetzt hört, ihr dürft eure Fragen natürlich auch gerne ganz klassisch per E-Mail an podcast@schott-music.com stellen. Also zum Einstieg diese Frage an euch, Die klingt einfach, ist aber, wie ich finde, doch eine recht knifflige Sache. Die Frage lautet: Was tun im Schülerkonzert gegen einen vorzeitigen Publikumsschwund? Ich sage ja auch immer ganz gerne «Schülerkonzert to go» dazu. Also Schüler, Schülerin hat was gespielt, setzt sich im Anschluss daran zu den Eltern und dann verlassen Mama, Papa die dazu passenden Großeltern und wahrscheinlich noch eine ganze Horde Freunde oder Geschwisterkinder so unauffällig wie irgendwie möglich den Konzertsaal. Also, was könnten wir tun?

Marion Zieris: Also dieses Problem habe ich tatsächlich mal überlegt und habe es so gelöst, dass ich am Schluss dieser Musizierstunde einen sogenannten «Rundlauf am Flügel» gemacht habe, so wie man das beim Tischtennis kennt. Es haben alle Schülerinnen und Schüler ein völlig einfaches Stück vorbereitet, was man sowohl oben als auch unten spielen kann. Anfänger nur eine Begleitung, fortgeschrittenere Schüler Melodie. Und sie sind schlicht um den Flügel herumgelaufen und haben sich unten wieder angestellt und weitergespielt. Das hat zu einem irren Spaß geführt am Schluss und im Übrigen dazu, dass die Schüler nicht vorher geflüchtet sind, weil sie das nämlich mitmachen wollten.

Kristin Thielemann: Ja, super Idee, Marion, eine Gemeinschaftsaktion ans Ende zu setzen in Spielform. Oliver, was macht man am Fagott?

Oliver Hasenzahl: Was macht man am Fagott? Wir kennen das Problem natürlich auch. Und seit einigen Jahren löse ich es so, dass wir ein Tuttistück sogar am Anfang machen. Alle spielen zusammen. Wir proben dieses Tuttistück 20 Minuten vor dem Vorspiel und spielen am Ende auch noch mal ein Tuttistück. Und so steigen die Kinder und Jugendlichen gleich auch mehr ein in dem Zusammenspiel. Und nicht nur: «Hoffentlich klappt mein Stück!» Und die Eltern bleiben natürlich auch da.

Kristin Thielemann: Auch eine super Sache und vor allem finde ich es auch gut: Ist ja auch ressourcenschonend für dich, dass du jetzt nicht stundenlang vorher proben musst, oder noch extra Tage finden muss, sondern dass es was ist, was in 20 Minuten vorher zu erledigen ist.

Kathrin Stürzl: Ja, ich habe zwei Gedanken dazu. Und zwar das eine ist überhaupt die Planung des Vorspiels, dass man es ein bisschen abhängig macht, welche Altersgruppe habe ich denn dabei? Das heißt, eine Altersgruppe, die sehr jung ist und um 18:30 bis um 19:30 im Vorspiel sein soll… da ist die Chance doch relativ hoch, dass sie um 19:00 nach Hause müssen und ins Bett wollen. Deswegen Vorspielzeiten planen und legen, aber auch die Dauer des Vorspiels gut einplanen, dass es möglicherweise für jüngere Kinder einfach nicht zu lang wird. Und was mir immer ganz gut gefällt, die Reihenfolge nicht festzulegen, sondern zu losen, so dass niemand weiß, wann er wirklich dran ist. Und dann ist schon im Vorfeld klar wir sind alle bis zum Ende dabei, weil es bleibt da spannend.

Kristin Thielemann: Auslosen finde ich auch eine coole Sache. Habe ich auch mal gemacht. Da habe ich die Beiträge auf so kleine Karten geschrieben und habe die Karten im Zylinder versenkt und bin dann rumgegangen, so wie ein Conférencier und die Personen aus dem Zuschauerraum, die konnten dann eine Karte ziehen und mussten dann aber auch die Moderation verlesen, die da draufstand. Und das war dann auch noch ganz spannend. Das waren sie auch noch ein bisschen mit einbezogen? So und jetzt kommen wir zu eurer Überraschung. Wer mag anfangen und von seinem Schüler Konzertprojekt erzählen? Kathrin?

Kathrin Stürzl: Ja sehr gerne. Weil sich es auch ganz gut überschneidet mit dem, was ich jetzt gerade erzählt habe, mit dem Auslosen. Und zwar war meine Idee, ein Schülerkonzert zu machen, nur mit den Allerkleinsten. Das war bei mir so die Zielgruppe zwischen fünf und zehn Jahren. Ich habe das letztes Jahr schon mal gemacht als «Concerto Piccolo», als kleines Konzert, aber auch als Konzert für die Kleinsten. Das heißt, sie sind unter sich. Die haben nicht das Problem, dass sie lange zuhören müssen, dass sie auch komplexere Stücke von älteren Schülern zuhören, sondern sind da ganz in ihrem eigenen Rahmen. Dieses «Concerto Piccolo» hatte ein Thema und das Thema war Lieblingsstücke. Die Lieblingsstücke sind natürlich für uns als Lehrkräfte immer sehr dankbar, weil Lieblingsstücke natürlich oft gespielt werden und entsprechend auch viel Sicherheit da ist und die Stücke gut gekonnt werden. Das heißt, diese ganze Aufregung ist schon mal ein bisschen, steht schon mal ein bisschen hintenan. Jetzt war es so, dass die Schüler und ich haben uns Lieblingsstücke ausgesucht und das Ganze sollte über einen Zeitraum von fünf Wochen laufen. Also für die Kinder auch sehr absehbar: Wann findet das Vorspiel statt? Und in diesen fünf Wochen haben wir eigentlich alles vorbereitet, was zu diesem Vorspiel dazugehört, das heißt aufzutreten, wie ist es, wenn ich mich ans Klavier setze, was passiert mit dem Publikum, wer ist da, wie verbeuge ich mich danach? Ja, also immer ganz schön den Schülern zu sagen: Wir gucken, ob sich unsere Zehen alle mitfreuen, wenn applaudiert wird. Weil dann funktioniert das mit der schönen Verbeugung auch gleich noch mit. Jetzt hatten sich alle Kinder ihre Lieblingsstücke ausgesucht. Das waren dann so ein bis drei Stücke. Es waren insgesamt zwölf Schülerinnen und Schüler und davon waren so sechs bis sieben, die überhaupt ihr allererstes Vorspiel auch hatten. Das heißt, der Wunsch war natürlich, dass wir da gleich eine schöne erste positive Vorspielerfahrung sammeln können.

Dann haben wir einen Fragebogen gehabt, und dieser Fragebogen hatte im Wesentlichen zwei Fragen, nämlich: Was gefällt mir so gut an diesem Stück? Und was macht denn dieses Stück so besonders? Und ganz schön war eigentlich der Nebeneffekt, der sich daraus ergeben hat: Also wir haben das dann im Unterricht zusammen ausgefüllt. Die Schüler haben die Sache überlegt, was macht es denn aus? Und der Nebeneffekt für mich war eigentlich, dass ich auch viel stärker erkannt habe Wie ist die einzelne Herangehensweise der Schüler an diese Stücke? Also da gab es diejenigen, die sehr formbewusst waren. Die haben dann geschrieben, das Stück hat eine Wiederholung oder man braucht nur fünf Töne für das Stück, es gibt kleine Tonleitern in diesem Stück. Und dann gibt es die Schüler, die sehr klangbewusst schon damit umgegangen sind, dass sie geschrieben haben: Es klingt laut oder man braucht einen großen Klang. Das hat mir total gefallen! Es hat eine Kleine geschrieben oder eine Zeile ist piano. Oder, was auch total schön war, dass sich manche vor allem von den sehr jungen Schülern also ich hatte auch Kindergartenkinder mit dabei, die jetzt ein paar Monate spielen, dass sie so auf den musikalischen Inhalt der Lieder gegangen sind. Also in dem Lied sind alle Tiere Freunde und die Freunde unternehmen was zusammen. Und als sie dann aufs große Meer fahren, halten sie zusammen. Also jeder Schüler hatte so ein bisschen so seinen Wiedererkennungswert auf diesem Fragebogen und ich habe dann diese Fragebögen eingesammelt. Und beim Vorspiel dann erst mal wahllos begonnen. Das heißt, ich habe vorgelesen: Das nächste Stück, das jetzt kommt, hat diesen und jenen Charakter oder eine Eigenschaft. Und dann sollten natürlich die Schüler ihr Stück erkennen. Und wer sein Stück erkannt hat, durfte dann spielen.

Anschließend hat der Schüler den nächsten gezogen und dann durfte der nächste spielen. Ein guter Trick ist, dass man wesentlich mehr Fragebögen nimmt, als man Schüler hat. Damit natürlich auch die Schüler bis zum Ende denken: Jetzt kommen noch unglaublich viele vor mir. Oder: Wann bin ich denn dran? Dass einfach nicht ersichtlich wird, dass es jetzt bloß noch ein Fragebogen ist, der übrig ist? Was für mich wirklich besonders schön war und was ich mir erhofft hatte: Ich wollte die Aufmerksamkeit der Kinder beim Vorspiel auf die Musik lenken. Das heißt, das, was sie in den Fragebögen aufgeschrieben haben für sich, war auch das, was wir im Unterricht dann verstärkt erarbeitet haben. Das heißt, wir wollten es dann schaffen, dass diese eine Zeile, die piano klingt, auch wirklich piano zu hören ist. Oder dass der kraftvolle Ton auch wirklich voll und kraftvoll ist. Oder wir hatten auch Stücke, wo man mitsingen kann, dass man das Publikum ermuntert, jetzt mitzusingen, was dann auch jeder kennt. «Old MacDonald had a Farm» zum Beispiel. Also im Unterricht selber darauf hinzuarbeiten, auf was wir uns im Vorspiel konzentrieren wollen. Und das hat wirklich schön funktioniert, dass der Fokus weg war von diesem: Ich sitze da jetzt alleine vorne und muss was machen und alle beobachten mich. Zu: Ich konzentriere mich auf die Musik, die wir machen wollen und die ich dem Publikum vermitteln möchte.

Kristin Thielemann: Hey, vielen Dank Kathrin. Finde ich eine gute Sache. Vor allem gefällt mir, dass du das Publikum auch mit einbezogen hast. Weil, ich muss gestehen, ich war kürzlich auch mal als Zuhörerin in einem Schülerkonzert. Da hat mein Sohn etwas gespielt und irgendwann… Ja, ich meine, klar bin ich Profi, ich bin das gewöhnt, aber irgendwann ist auch mal gut. Und ich hab angefangen, mich zu langweilen. Entschuldigung, ich muss das gestehen und war so in Versuchung, mein Handy herauszuholen, weil… ich dachte dann: Ey, das kannst du jetzt echt nicht bringen! Wenn das einer sieht! Aber wenn man dann einbezogen wird. Ich habe dann die ganze Zeit gedacht: Ach komm, können wir nicht irgendwo mitmachen? Können wir dich auch mal gefragt sein als Publikum? Das war so ein Moment, wo ich dachte: Okay, beim nächsten Schülervorspiel, was ich mache, werde ich das Publikum noch ein wenig stärker mit einbeziehen. Aber damals war ich ja nicht verantwortlich. Also ommmm….

Kathrin Stürzl: Ja, das Einbeziehen, das klappt eigentlich ganz gut vor allem in dieser Altersgruppe, weil in den Klavierschulen doch viele Stücke sind, wo Mitmachstücke sind. Also man hat Stellen, wo man klatscht, man hat Stellen, wo man schnipst, man hat Stellen, wo man was dazu sprechen kann oder pfeifen. Das kann man natürlich im Vorfeld sich so ein bisschen herausarbeiten und dann mit dem Kind absprechen: Wie schaffen es denn, dass wir die Eltern in dem Moment, wo sie sollen, zum Klatschen bringen? Zum Beispiel?

Kristin Thielemann: Gute Idee. Ja. Wer macht als nächstes? Marion? Ladies first. Oliver muss noch ein bisschen warten. Oh, Verzeihung. Daumen hoch von Oliver. Also, Bühne frei, Marion, für dich und dein Projekt.

Marion Zieris: Mein Projekt heißt «Amadeus Abenteuer» und richtet sich an sieben- bis 14-jährige Kinder. Es ist ein Workshop, der vor allem sich an KlavierschülerInnen richtet, die ja keine Möglichkeit haben, wie Bläser oder Streicher in großen Ensembles zu spielen und dieses Gemeinschaftserlebnis zu haben. Es ist so, dass ich 7 bis 10 Schülerinnen und Schüler dabei habe, die von ihren Lehrern vorbereitet werden, mit Stücken, die programmatischen Charakter haben. Dabei spielt es überhaupt gar keine Rolle, wie das Stück heißt. Das kann «Im Zirkus», «Im Wald» oder «Der Astronaut» heißen. Wir treffen uns an einem Nachmittag am Wochenende und ich lege die Stück Namen als große DIN-A4-Zettel möglichst schon ein laminiert auf den Fußboden und der Hund Amadeus sitzt daneben. Und jetzt leite ich nur, dass sich die Schülerinnen und Schüler um diese Stücke herum eine Geschichte ausdenken. Da bin ich aber nur diejenige, die das so ein bisschen führt. Es hat sich in den letzten Jahren herausgestellt, dass Kinder einfach so fantasiereich sind, dass alle Überlegungen, die wir vorher machen, langweilig dagegen sind. Sie denken sich eine Geschichte aus, in denen all diese Stücke vorkommen. Danach machen wir eine Pause. Wir essen gemeinsam. Dann kommen die Eltern, Freunde, Geschwister dazu, und die Aufführung sieht dann folgendermaßen aus: Ein Kind sitzt schon am Klavier. Ich erzähle den Anfang der Geschichte. Amadeus liegt jetzt auf dem Klavier und ist einfach nur die Hauptperson. Wird aber nicht jetzt noch bespielt. Ja, ein Kind sitzt am Klavier. Ich erzähle den Anfang. Und wenn zum Beispiel Amadeus über die Wiese läuft und er sieht ein weißrotes Zelt und hört ganz merkwürdige Musik, die er noch nie gehört hat, spielt dieses Kind los, das Stück «Im Zirkus». Danach steht dieses Kind, was gespielt hat, auf und erzählt die Geschichte weiter.

Und das Weitererzählen haben wir vorher für alle ganz einfach in zwei bis drei Sätzen wirklich nur kurz aufgeschrieben. Dann kann jeder Schüler die Geschichte mitverfolgen und er liest dabei immer nur seine drei Sätze vor, die aufgeschrieben sind. Und wenn es jetzt ein kleines Kind ist, dann eben auch vielleicht nur einen Satz. Aber die Geschichte wird weitererzählt. Während des Weitererzählens setzt sich das nächste Kind an den Flügel schon. Und jetzt sieht vielleicht Amadeus etwas ganz Merkwürdiges. Und das ist eine Mondrakete. Ich halte für die Eltern das Schild «Die Mondrakete» hoch, die dann immer sehr gespannt sind, was denn als nächstes kommt. Und das nächste Stück wird gespielt. So wird diese ganze Geschichte zu Ende erzählt. Und ein kleiner Trick dabei: Wenn man wirklich mal nicht mehr weiß, wie man irgendein Stück unterbringen soll, ist immer das Amadeus träumt. Dann kann man nämlich alles. Dann kann man einfach alles sagen, dann kann es auch völlig utopisch sein. Die Kinder sind mit einer solchen Begeisterung dabei, so eine Geschichte zu entwickeln. Das kann man sich gar nicht vorstellen. Und ich war selber überrascht. Das Hauptaugenmerk ist einfach hinterher auf dem Erzählen der Geschichte und überhaupt nicht auf dem Vorspiel. Was einfach zur Folge hat, dass ich wirklich noch niemanden erlebt habe, der dann noch Angst vorm Vorspiel hat. Das ist ein unglaubliches Gemeinschaftserlebnis. Die sitzen da ganz glücklich, sind völlig fokussiert darauf, wann sie endlich ihr Stück loswerden dürfen und kriegen nicht immer mehr Angst, sondern sie freuen sich, dass sie jetzt ein Teil dieser Geschichte sind und gehen, selbst wenn irgendetwas in ihrem Stück mal nicht gut geklappt hat, nicht frustriert nach Hause, sondern es ging nicht darum, wie gut sie spielen, sondern es ging um die Geschichte.

Kristin Thielemann: Ah, tolle Sache, da darf ich noch ganz kurz was fragen, Marion? Zur Vorbereitungszeit. Weil, das ist ja auch immer sowas, wenn… du setzt ein Schülerkonzert an und wie viel Zeit verwendest du jetzt für die Vorbereitung? Wie sieht das bei dir aus? Wie viel Zeit hast du gebraucht? Und ja, hast du diese Zeit extra bezahlt bekommen oder ist die bereits bezahlt mit deinem Pensum?

Marion Zieris: Die Vorbereitungszeit ist so, dass ich die Kollegen anschreibe und sie darauf hinweise, dass ich so etwas machen möchte. Dann gibt es einen Flyer, den die Schülerinnen und Schüler bekommen, die jetzt mitmachen möchten. Und dann gibt es eben noch Gespräche mit Lehrern hin und her. Und dann muss ich natürlich diese Sachen vorbereiten. Ja, aber es ist ein Aufwand von 20 Stunden, ungefähr. Weil Flyer entwerfen und Ähnliches. Und es ist auch nicht immer das Gleiche und ich dann noch mal Kontakt zu den Schülern aufgenommen habe… Ich nehme mich zu den Schülern, auch zu allen vorher Kontakt auf, damit sie wissen, zu was sie da so kommen. Ja, so ist das.

Kristin Thielemann: Also es ist einiges an Vorbereitung, einiges an Zeit, was man mit ins Projektbudget nehmen muss. Aber es ist auch ein unvergessliches Konzert für die Schülerinnen und Schüler, die an diesem Workshop Tag auch gleich noch die Erfahrung machen, was alles entstehen kann, wenn man die gesammelte Kreativität und auch die Ideen von ganz vielen zusammenbringt. Also echt eine witzige Idee, Maria. Und auch für dich wahrscheinlich immer ein ziemliches Überraschungsei, dieses Schülerkonzert.

Marion Zieris: Ja, ja!

Kristin Thielemann: Oliver, jetzt musst du lange warten. Ich bin ganz gespannt aufs Fagott. Und es ist ja auch eine Premiere hier bei «Voll motiviert» mit einem Fagottisten.

Oliver Hasenzahl: Wunderbar. Ich erzähle gern von unserem letzten Klassenvorspiel, das wir im Juli gemacht haben. Also die Stuttgarter Musikschule, die ja eine sehr große Musikschule ist. Da habe ich das Glück, dass ich einen Fagottkollegen habe. Und wir haben das erste Mal mit dem Klassenvorspiel die Musikschule verlassen und haben uns einen besonderen Spielort gesucht. Unsere Projektmanagerin, auch studierte Fagott, ist für uns ein Glück. Die war auch mit an Bord.

Kristin Thielemann: Lass mich raten, Lucia Flores.

Oliver Hasenzahl: Ganz genau.

Kristin Thielemann: Schöne Grüße an dieser Stelle.

Oliver Hasenzahl: Ja, die hat uns diesen Spielort sozusagen auch über die Kontakte ermöglicht. Und was ich jetzt erzähl, geht natürlich in jeder beliebigen Gemeinde oder in jeder beliebigen Stadt. Dieser Spielort war ein historischer, wie soll man sagen… nennt sich Lapidarium in Stuttgart. Das ist so ein Garten zwischen Villen. Und dort sind sehr viele Steine aufgestellt, Figuren aus den letzten 200 Jahren der Geschichte in Stuttgart. Und es gibt außen herum so einen Wandelgang. Also es war ein Open-Air-Konzert und in der Mitte haben wir das so, man muss sich das so ein bisschen norditalienisch vorstellen, auch so von der Bepflanzung der Bäume. Also es ist einfach schon mal ein unglaublich schönes Ambiente, als die Schüler und Schülerinnen ankamen und später die Eltern. Wir haben das Publikum in die Mitte gesetzt und wir haben draußen, das ist der Vorteil wieder am Fagott, ein Ensemblekonzert gemacht. Also kleine Einzelbeiträge bis hin zu verschiedenen Größen gespielt. Wirklich von einem Fagottinospieler, der fünf Monate spielt, bis zu den Bundespreisträgern. Wir haben das Publikum in die Mitte gesetzt und haben uns drei Spielorte genommen und haben so eine Dreiviertelstunde Programm gemacht. Das Publikum hat sich dann immer ein bisschen mit gewandelt, indem es die Stühle gedreht hat. Das war die Aktion. Und am Ende Wir haben dafür gesorgt, dass es noch Getränke gibt, was zu essen man auch ins Gespräch kommt mit den Eltern und auch die Kinder und die Jugendlichen untereinander ins Gespräch gekommen sind und so von der humoristischen Seite, vielleicht den kleinen die Erinnerung. Pünktlich als wir angefangen haben, kam die Fallwinde von links und rechts und haben die Notenständer so immer wieder mal ein bisschen zusammengewürfelt. Aber allein das, so dass wir den Spielort gewechselt haben, das Ambiente gewechselt haben, hatten alle einen extrem hohen Mehrwert. Und das ist so ein. Wir haben ja gerade gesprochen bei der Kollegin über den Aufwand. Klar, wir haben uns den Spielort vorher angeguckt, wir haben das vorbereitet, aber es ist nicht so riesig im Aufwand, wie man denkt. Und wenn man jetzt sich überlegt, was an Resultat noch herauskommt, dass die Eltern auch wirklich sehr belebt sind: «Ja, das ist ja unglaublich, was sie hier in Stuttgart machen!» dann denkt man, das ist eigentlich ganz einfach und wir haben uns vorgenommen, das künftig auch zu machen. Ob man jetzt keine Ahnung, wohin auch immer geht.

Kristin Thielemann: Wow, auch ein sehr schönes Projekt. Ich habe zwar auch mal ein Outdoorkonzert gemacht, neben Outdoorunterricht, den ich sehr gerne mache, aber so schön war es dann da doch nicht. Aber womit ich wahnsinnig Stress hatte bei diesem Schülerkonzert, war, dass ich die ganze Zeit das Gefühl hatte: Was tun, wenn es regnet? Und da habe ich mir ein Ersatzdatum gesucht und hab dann geschrieben, dass es kommuniziert wird, falls das verlegt werden muss. Aber auch da weißte ja nie... Ich meine, eine Alternative wäre, noch einen anderen Spielort zu kommunizieren. Das ist natürlich immer so ein Risiko, so ein Outdoorkonzert. Marion wollte was sagen

Marion Zieris: Ja, wir haben auch große Outdoorkonzerte gemacht und auch sogar mit Klavier, da wir in Achim eine wunderschöne Musikschule haben mit schönen Säulen davor. Darunter konnten im Notfall eben die Spielerinnen und Spieler da drunter spielen und wir haben Sonnenschirme für die Zuschauer aufgestellt und wenn das dann in den Regen fällt, sind es eben Regenschirme. So geht das zur Not alles. Und dann hatten die Eltern auch viele Schirme mitgebracht und es war dann auch tatsächlich irgendwann der Fall. Aber so konnte das Konzert trotzdem stattfinden.

Kristin Thielemann: Wie haltet ihr es eigentlich mit dem Mitfilmen, wenn Eltern die Beiträge ihrer Kinder mitfilmen? Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es Kinder extrem nervös macht, wenn sie jetzt erst mal schon in dieser Situation sind: Ich muss hier was alleine vorspielen und dann die Eltern dann auch sitzen und das Handy in die Höhe halten. Und die wissen, die Kinder, ich habe nicht nur diese eine Chance vor Publikum, sondern ich habe auch die eine Chance, um auf Mamas Video oder auf Papas Video perfekt zu sein. Kathrin.

Kathrin Stürzl: Ja, tatsächlich hängt bei uns in der Musikschule im Saal, die Aufforderung, nicht zu filmen, nicht aufzunehmen. Das lesen die meisten Eltern. Die meisten halten sich auch wirklich dran. Und immer mehr komme ich an den Punkt, wo ich es dann eigentlich auch anspreche, dass es schön wäre, wenn es während dem Vorspiel nicht passiert. Also weil es doch eine andere Atmosphäre gibt und die Eltern ja eigentlich ihr Kind auch wirklich live erleben sollen und nicht hinter ihrem Display. Das funktioniert eigentlich ganz gut, es anzusprechen, weil man merkt, es nimmt ein bisschen überhand. Oder aber dann auch anzubieten: Wenn ihr noch ein Video machen wollt, dann macht es doch nach dem Vorspiel gerne. Dann kann sich das Kind noch an den schönen Flügel setzen. Man hat nochmal das Ambiente und man kann es doch mal einzeln aufnehmen.

Kristin Thielemann: Aber das ist natürlich auch eine tolle Idee. Ich mache es oft so, dass ich das vorher als Generalprobe oder auch gegen gewisse Auftrittsängste das einfach mal in dieser Konzertsituation spielen lasse und es dann so oft aufnehme, bis es dem Schüler der Schülerin so passt. Und ich habe auch bei meinem eigenen Kind die Erfahrung gemacht. Ich habe natürlich auch alles Mögliche gefilmt. Tausende von Zauberflöten habe ich irgendwie aufgenommen, von drei Knaben. Und du erlebst es aber wirklich anders, wenn du es nicht filmst.

Oliver Hasenzahl: Ja, wir müssen ja auch immer überlegen, wie die Kinder und Jugendlichen das Vorspiel erleben. Und in dem Moment, wenn ich halt filme als Eltern, da geht es ja vor allem eher darum: Liefern sie ihre Leistung ab und spielen sie fehlerfrei? Und das finde ich ja sowieso eigentlich einen der elementaren Ansätze in Vorspielen, dass es eigentlich nicht darum geht, dass ich jetzt fehlerfrei da durchkomme. Das haben wir jetzt ja auch in unseren drei Konzepten, die wir mal als Beispiel genannt haben, versucht vorzustellen oder so ein bisschen was anderes einzubringen. Eigentlich geht es ja schon darum, dass die Kinder merken: Ich kann das auf der Bühne, ich kann was ich kann, auch in dem Moment was und ich kann damit umgehen und ich komme, vielleicht auch zur Musik machen. Und das ist, das finde ich, wenn das von außen gefilmt wird, das hat sofort so, so eine Perspektive, also wie so eine Störung von außen. Das ist was, was tatsächlich sehr zugenommen hat. Und bei uns gibt es das noch nicht mit diesen Zetteln. Aber es ist durchaus zu überlegen, weil es eigentlich das Besondere auch des Moments rausnimmt. Klassenvorspiel ist ja einfach einen Moment, ein Moment des Musikmachens.

Marion Zieris: Es gibt noch einen, einen hübschen Spruch, der immer einen Lacherfolg auslöst, aber eigentlich auch immer sagt, was man möchte. Zu Beginn der Musizierstunde, wenn ich die Zuschauer begrüße, sage ich immer: Und bitte vergessen Sie nicht, am Ende der Musizierstunde Ihr Handy wieder anzuschalten.

Kristin Thielemann: Ich wollte euch eigentlich auch nach den No-Gos fürs Schülerkonzert fragen, aber ich glaube, das eine No-Go haben wir eigentlich schon ausgemacht für uns, nämlich das mitfilmen oder das Aufnehmen von den eigenen Kindern oder von anderen Kindern oder von Schülerinnen und Schülern. Gibt es noch mehr No-Gos? Kathrin?

Kathrin Stürzl: Also tatsächlich bin ich auch an dem Punkt kommen, wo ich dann sagen muss, wenn jetzt ein Schüler kommt und sagt, er kommt um 18:15 vom Schwimmtraining direkt ins Vorspiel und spielt dann schnell sein Stück und muss dann sofort nach Hause, weil er muss noch Mathe machen. Dass ich dann einfach sage: Lass es uns beim nächsten Mal machen. Es ist völlig okay. Du musst jetzt nicht dabei sein. Und das ist aber durchaus auch etwas, was schwierig für Eltern zu verstehen ist. Manchmal. Weil doch diese Taktung, in der die Kinder leben, mittlerweile ganz arg eng ist. Und da ist es fast normal, dass man es halt so macht. Aber ich glaube, wenn man dafür sensibilisiert zu sagen, wir haben jetzt hier eine Stunde zusammen, wo wir möchten, dass gern wirklich alle von Anfang bis zum Ende dabei sind, dass das dann auch eingehalten werden kann, wenn man es einfach anspricht. Aber das wäre oder ist für mich auch nach wie vor ein No-Go einfach zu sagen, dass Schüler kurz mal eben vorbeikommen und spielen und dann wieder gehen.

Kristin Thielemann: Finde ich ein ganz, ganz wichtigen Punkt, was du da ansprichst. Kathrin. Danke. Denn so ein abgehetzten und schwimmbadnassen Jungkünstler, der sich da mal eben schnell auf die Bühne setzt und dann zu den Mathe-Hausaufgaben entschwindet. Ich weiß nicht, ob man dem Schüler damit so einen Gefallen tut. Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber man sollte doch so ein Konzert auch ein wenig zelebrieren. Und um sich auch wirklich selbst zu zentrieren, um anzukommen in so einem Saal, um den richtigen Gedanken zu fassen fürs Musizieren, dafür finde ich zumindest, braucht es Zeit. Also ich brauche dafür Zeit. Ich brauche einfach mal einen Moment, in dem ich zu mir finden kann. Und ja, da kann ich mir nicht vorstellen, dass das jetzt einem Schüler groß anders geht. Aber wie sieht es eigentlich mit der Länge der Vorspiele aus?

Oliver Hasenzahl: Die Länge des Vorspiels macht extrem viel aus. Ein No-Go ist zum Beispiel, auch wenn das Konzert überbordend lang dauert. Das merkt man erst einmal, als Lehrer im Publikum sitzt und merkt, wie die Eltern dann wirklich unruhig werden, vor allem, wenn ihre Kinder schon gespielt haben. Also was ist eine gute Länge? Vielleicht 45 Minuten ohne Pause. Das finde ich ein ganz, ganz wichtig und einfach simpel umzusetzen den Punkt.

Kristin Thielemann: Wie haltet ihr es mit der Länge? Marion, Kathrin?

Marion Zieris: Genauso. Und ich sehe das auch als ganz, ganz wichtigen Punkt: Bloß nicht zu lang, damit sie gerne kommen! Und ich begrüße auch immer Eltern von neuen Schülerinnen, so dass wir eine sozusagen eine «große Familie» im Zuschauerraum haben, dass man doch mal einmal sagt, wir sind dieses Jahr jetzt wieder zusammen. Hallo, schön dass man das man sich wiedersieht und wir begrüßen auch neue Schülerinnen und Schüler und die Eltern dazu. Dann ist dieses Zusammengehörigkeitsgefühl in der Musizierstunde etwas größer.

Kathrin Stürzl: Tatsächlich kann man sich eigentlich ganz gut herleiten, wenn man sich überlegt in welchem Raum bin ich mit meinem Vorspielen und wie viele Leute passen da rein? Also wir können zum Beispiel unser Musikschulsaal schon füllen mit 60 Personen, aber es ist dann halt genagelt voll. Das heißt, wir nehmen mal irgendwie 20 raus, sind vielleicht noch 40. Wenn man jetzt rechnet, dass jedes Kind drei, vier Angehörige mitbringt, ist eigentlich relativ schnell klar, welche Länge ist denn möglich mit ungefähr zehn Schülern. Und dazu kommt, glaube ich noch was Wichtiges, was Oliver vorher gesagt hat. Den Raum zu haben für Gespräche im Anschluss. Also wenn ich jetzt ein Vorspiel habe mit 20 Schülern, heißt es 20-mal Eltern plus vielleicht Großeltern und Tanten, die mich vielleicht auch noch gerne kennenlernen wollen würden. Das sprengt dann einfach den Rahmen. Also sich bewusster mit ein bisschen weniger Zeit für mehr anderes auch um das Vorspiel noch drum zu nehmen.

Kristin Thielemann: Ich habe jetzt auch überlegt, ob ich für euch heute noch ein Schülerkonzert mitbringe, was ich euch vorstellen. Und ich hatte erst überlegt, euch das «Flugzeugkonzert» vorzustellen. Ich glaube Kathrin, du kennst das schon von «voll motiviert». Als ich bei euch war, an der Musikschule hatte ich, habe ich das präsentiert. Ich weiß nicht ganz genau. Also so ein Schülerkonzert im Flugzeug. Aber gerade jetzt, wo ihr über die Größe sprecht, wollte ich euch von einem ganz besonderen Projekt erzählen, was ich in den letzten Jahren häufiger gemacht habe. Es ist eigentlich so ein bisschen coronabedingt gekommen. Und zwar habe ich, ich habe das 1-Schülerkonzert eingeführt. Die Schüler haben ja oft im Laufe eines Jahres haben die so viel gelernt, dass du denkst: Ach, wenn sie jetzt nur drei Minuten Vorspielzeit haben oder fünf oder so, das wird der ganzen Sache ja nicht gerecht. Und dann habe ich gefragt: Ja, wie sieht es denn aus - möchtest du vielleicht ein 1-Schülerkonzert machen oder 1-Schülerinnenkonzert? Und dann haben wir die Eltern eingeladen und die Großeltern und ich hab gesagt: Ja, du organisierst wer als Publikum kommt, sagst mir, wann es gut passt für euch an diesem Tag. Ich bin sowieso den ganzen Tag in der Musikschule. Ich habe noch ein bisschen Zusammenhangstätigkeiten da, die ich machen muss. Sagst mir, wann ihr kommt, wir machen Konzert. Wenn du das selber moderieren möchtest, kannst du selber moderieren.

Kristin Thielemann: Ansonsten sitze ich am Klavier und sagt dann immer ein bisschen die nächsten Stücke an. Oder wir erzählen ein bisschen, was im Jahr passiert ist. Und dann haben wir wirklich dieses eine Konzert, was vielleicht 25 bis… Ich hatte jetzt letzten Weihnachten hatte ich einen Jungen, der hat 45 Minuten gespielt und das war ein ganz tolles Erlebnis auch für den. Also die Eltern hatten auch zu Hause das gemacht. Die haben jetzt einen kleinen Flügel im Wohnzimmer stehen und der Junge hat gespielt auf seinem Instrument und hat das selber angesagt. Der ist… ja, ist der jetzt schon 15?! Ja der ist 15 geworden, da waren damals also noch 14. Und dann hat er gespielt und hinterher gab es was zu essen für alle und so Umtrunk. Und es war auch eine ganz tolle Erfahrung. Ich habe für ihn und ich habe gemerkt, das hat echt was mit ihm gemacht, diese Vorbereitung. Und für mich war es ja dann eine Stunde zusätzliche Arbeit und wir haben uns dann darauf geeinigt, dass wir dann die letzte Stunde von den Weihnachtsferien dann weglassen. Und das fand ich jetzt auch eine gute Sache. Und so was habe ich schon häufiger mal gemacht mit Schülern. Das 1-Schülerkonzert. Apropos Schülerkonzert oder Schülerin-Konzert Schülerinnen… Ist das eigentlich noch zeitgemäß, sowas Schülerkonzert zu nennen? Oder gibt’s...? Habt ihr eine bessere Idee?

Marion Zieris: Ich find den Namen sowieso immer schwierig und Musizierstunde heißt es bei uns. Ich finde, das sollte alles einen Titel haben. Und letztes Jahr habe ich ein Schülerkonzert gemacht, was eben auch «Gassenhauer und Lieblingsstücke» hieß. Um einmal alle Stücke unterbringen zu können, die so gerne auch bei Klavierlehrern etwas verpönt sind. Und sie durften alles, aber auch wirklich alles. Von Elise über Amelie.

Kristin Thielemann: Ich wollte grade sagen, es war bestimmt die Amelie in Endlosschleife.

Marion Zieris: Nein, nein, nein…

Kristin Thielemann: Ihr könnt es jetzt nicht sehen, aber Kathrin kriegt gerade die Krise, weil ich das Stichwort Amelie nenne.

Marion Zieris: Ne, ne, ne! Es kommt immer darauf an, in welchem Zusammenhang und sie lieben es alle. Und ich finde es dann auch, wenn man es so macht und sagt: Jeder darf diese Stücke spielen, dann ist es ja einmal wirklich extra so gemacht. Und ich habe da auch fortgeschrittene Schülerinnen vor allem spielen lassen und die durften nicht nur ein Stück spielen und das kommt jetzt deinem ein bisschen nah, sondern zwei bis drei Stücke. Und das sollte auch fördern, dass sie eben ein Stück am Anfang spielen und dann nicht direkt hinterher wieder, sondern sie haben sich wieder hingesetzt. Ich wollte damit erreichen, dass die Nervosität weggeht und sie beim zweiten Mal und erst recht beim dritten Mal ohne Nervosität spielen. Und das hat tatsächlich geklappt. Alle haben Rückmeldung gegeben. Das war wirklich klasse. Bei dieser Gelegenheit haben sie eben ihre Gassenhauer und Lieblingsstücke gespielt. Das war geplant, war völlig in Ordnung und hat allen Spaß gemacht und hat auch allen beim Zuhören Spaß gemacht.

Kristin Thielemann: Hey, das ist doch echt ‘ne tolle Idee.

Kathrin Stürzl: Ich muss natürlich zu meiner Verteidigung jetzt sagen, bei meinem letzten Vorspiel gab es den Flow-Walzer, also tatsächlich. Der Floh-Walzer das ist eigentlich absolutes No-Go, aber das hat die Schülerin sich einfach so sehr gewünscht. Ich wollte noch sagen, ich glaube auch, dass es kein großes Ding ist, Titel oder Themen zu finden, um ein Vorspiel zu benennen, dass einfach auch die Kinder das Gefühl haben, da ist das ein Rahmen drum rum, das ist ein großes Ganzes und nicht jeder einzeln und es hat eine Verbindung. Und eigentlich so wie Marion vorher gesagt hat: Man kann auch aus vielen Einzelheiten, die im ersten Moment nichts miteinander zu tun haben, wirklich etwas Übergreifendes schaffen. Wenn man sich so ein bisschen hinsetzt und mit den Wörtern jongliert, findet dann doch meistens ein Thema. Mein vorletztes Vorspiel hieß zum Beispiel «Klavier und…» Weils alles Beiträge waren, die Klavier mit irgendetwas anderem waren. Und es konnte alles Mögliche sein, eben auch bis hin zum Publikum selber. Und so denke ich, es ist eine gute Sache, sich was zu überlegen, was es denn zusammenhält.

Kristin Thielemann: Stimmt also schon. Wer da nicht irgendwie jetzt gendern will, arbeitet jetzt bei seinen Musikschulkonzerten nur noch mit Titel. Ich musste mal als Kind… meine Klavierlehrerin hatte auch immer so einen Spleen… die hat dann auch immer die immer, immer Mottokonzerte gemacht. Und dann wurden meine Eltern mit einbezogen. Da hieß es Familienkonzert. Oh Gott, Und mein Vater, der ja nun absolut nicht Posaune spielen konnte und wo du überall so die Positionen draufschreiben musstest und ach Gott, wir haben das üben müssen ohne Ende. Und ich glaube, meine Mutter hat dann Trompete. Nee, meine Mutter hat Klavier gespielt und ich habe dann Trompete gespielt. Aber es war… da reden wir heute noch von, von diesem Konzert!

Kathrin Stürzl: Das ist eine super Idee.

Kristin Thielemann: Ja, das war echt ‘ne echt echte, innovative Klavierlehrerin.

Oliver Hasenzahl: Also den. Ich wollte deine Idee gerade noch mal aufgreifen mit den Einpersonenkonzerten. Das finde ich schon eine sehr gute Idee. Wir machen das manchmal in der StuVo, also unsere studienvorbereitende Klasse mit drei bis vier Leuten. Das wäre auch eine Möglichkeit in einer Instrumentalklasse zu machen oder drei bis vier Schüler. Ich find auch das, was du gesagt hast, dass die Kinder natürlich und die Jugendlichen viel gelernt haben, das Jahr über dann nur so kurze Beiträge spielen können. Das ist immer so ein bisschen so ein Dilemma. Ja, und das, diese Idee nehme ich gerne mit aus dem Podcast, das finde ich gut.

Kristin Thielemann: Eine Idee, die ich auch aus ‘nem Podcast hab aus Folge 32, da hatte ich nämlich Uli Menke zu Gast und der hat gesagt, dass er das ein bisschen mehr sieht wie im Sport und zwar: Beim Sport würdest du ja auch nicht auf die Idee kommen, beispielsweise dein Kind ist im Fußballtraining und es gibt ein Fußballspiel pro Jahr. Sondern er sieht das ganze bisschen mehr in die Richtung, dass diese Auftrittsituationen auch viel mehr geliebt werden, indem sie häufiger stattfinden, inddem, was Besonderes stattfindet und hat diesen ganzen Fußballgedanken da so ein bisschen reinkopiert in sein Konzept, auch vor allem in sein Übekonzept mit dem «Methoden-Navi». Und da habe ich auch gedacht Ja, stimmt, wenn du das nicht als so was wahnsinnig Besonderes siehst und nicht einmal pro Jahr ein Schülerkonzert machst, sondern dass diese Möglichkeit des Vorspiels in irgendeiner Form viel, viel häufiger bietest, dann geht diese Überhöhung, dieses Anlasses auch weg.

Und ich habe ja auch, bevor ich Podcasterin wurde… nein, ich mache ja noch viele andere Dinge… aber ich hatte mal eine Zeit eine Assistenz einer Musikschuleitung, so eine pädagogische Assistenz. Und da hatte ich die Schülerkonzerte zu organisieren und es war jeden Mittwoch ein Schülerkonzert. Und die Schülerinnen und Schüler aus meiner Trompetenklasse, die wussten, ich habe permanent zu wenig Beiträge. Und das war ein Jahr, in dem sie unglaublich viel vorgespielt haben. Das hat den so gutgetan und auch zu wissen, also es hat auch die Leistung wahnsinnig gesteigert, nicht nur den Spaß dran irgendwie. Ich mache jetzt noch was Neues oder so. Sondern auch: Die sind so gut geworden dadurch, dass sie so viel geübt haben, weil sie wussten, wenn ich das Ding am Mittwoch nicht voll habe und es war jedes Mal ein Mottokonzert, dann melde ich mich bis spätestens Montag und bitte ich sie, doch noch einen Beitrag beizusteuern für dieses Konzert. Das hat in allen echt gutgetan.

Oliver Hasenzahl: Wie viele Konzerte macht ihr so im Schnitt, Schülerkonzerte? Frage an die Kolleginnen.

Kristin Thielemann: Hätten wir das nicht vor ein paar Jahren fragen können? Die Frage gebe ich mal weiter, Ladys. Wie sieht es aus? Kathrin, Marion? Wie viel macht ihr? Ich mach wahrscheinlich zu wenig.

Kathrin Stürzl: Muss ich jetzt gerade mir überlegen. Weil es gibt natürlich so viele verschiedene Formen. Wir haben ja Fachbereichsvorspiele. Wir haben die eigenen Klassenvorspiele. Wir haben größere Projekte. Ich habe einfach jetzt geschaut, das vor allem jetzt nach Corona wieder meine Schüler gut ins Vorspielen kommen. Das heißt, die sind halt an verschiedenen Vorspielen beteiligt und dann kann man so sagen, dass es ungefähr 75 % der Schüler sind, die in den Vorspielen sind. Und ich würde dann mal sagen, als Termine ergibt es fünf bis sechs verschiedener verschiedene Art.

Kristin Thielemann: Das ist schon echt viel. Wie sieht es bei dir aus, Marion?

Marion Zieris: Also mit fünf bis sechs kann ich nicht dienen, muss ich ganz ehrlich sagen. Es gibt bei uns grundsätzlich den Gedanken, dass jeder Schüler mindestens einmal im Jahr vorspielt. Aber das ist ja genau das, was wir so nicht wollen. Dann gibt es genau das auch, dass es Angebote gibt, wo die SchülerInnen mitspielen können. Und da ist es eben sehr unterschiedlich, wer Lust hat oder wer auch mal streckenweise in der Pubertät keine Lust hat und nicht möchte und sich präsentieren möchte und da gehe ich so ein bisschen doch auf die Schüler ein und sage mir, ich muss dann vielleicht zu bestimmten Zeitpunkten auch nicht sein. Und so hat jeder die Möglichkeit, muss aber nicht unentwegt.

Kristin Thielemann: Das finde ich noch einen ganz guten Gedanken, Denn nicht jeder, der in eine Musikschule kommt, muss ja ein Vorspiel machen. Ich meine, natürlich haben wir so ein Vorspiel immer mit auf dem Schirm, weil wir wissen, dass es bei vielen einfach die Leistung sehr ankurbelt. Und ja, bei manchen ist nun mal der Preis, dass sie ihre Motivation durch so ein Vorspiel auch verlieren könnten und dass sie auch richtig Auftrittsängste bekommen. Und das kann ja auch nicht das Ziel eines Unterrichts sein. Und um eine Leistung zu steigern, da kann man sich ja auch andere «Bühnen» suchen, also abseits der Konzertbühne. Wenn wir jetzt bei jemandem spüren, dass das gerade der komplett falsche Weg ist. So eine Bühne, die kann ja auch sein, zum Beispiel ein eigenes Musikvideo zu produzieren, ein Stück im Unterricht zu komponieren, einen eigenen Klingelton zu erstellen, ein... vielleicht, ein Tutorial zu einem bestimmten Stück, was im Unterricht erlernt wurde zu erstellen, oder auch mal eine Vorbildfunktion einzunehmen, so was wie eine Musikpatenschaft zu einem jüngeren Schüler zu übernehmen.

Kristin Thielemann: Ich glaube, wir müssen uns einfach im Klaren darüber sein, dass Schülerkonzerte mit dem reinen Fokus auf Leistung oder auch Leistungssteigerung für einige gut sind, aber für manche eben auch Schlechtes bewirken können. Und für diese anderen brauche ich eben einen anderen Gedanken, ein anderes Ziel. Und ja, vielleicht kommen sie dann irgendwann doch an den Punkt, aber von sich aus, wo sie dann Freude am Vorspielen bekommen und dann solche Vorspielangebote von uns auch nutzen.

Kathrin Stürzl: Ich denke vor allem ist es wichtig für die Jugendliche. Weil mit zwölf, dreizehn fängt es einfacher an, dass dann doch die Großen überlegen kommen: Will ich das noch und will ich, dass die Oma mit dabeisitzt und mir zuhört? Und da andere Formate zu finden und andere Möglichkeiten, das halte ich gerade für die Altersgruppe sehr wichtig. Und die, die dann wirklich auch leistungsbezogen wieder ins Vorspiel kommen wollen, die machen es dann sowieso von sich aus, weil sie sagen: Ich arbeite an meinen Stücken und bereite die gezielt vor. Und die anderen haben trotzdem auch viele Möglichkeiten, andere Sachen mit ihrer Musik zu machen und sei es in Anführungszeichen nur, wenn sie es wirklich auch ganz für sich machen, weil man dann doch merkt, wie sie für sich aufblühen, für sich Klavier zu spielen.

Kristin Thielemann: Ja, weil häufig haben wir ja so mit einem Musikschulvorspiel provozieren wir ja das… Also wir legen ja den Fokus dann so auf das Thema Leistung oder vielleicht auch sogar Hochleistung. Und wenn wir aber mit diesen Musikschulvorspielen, was anderes machen oder mit den Schülerkonzerten, und zwar den Fokus eher so auf dieses gemeinschaftliche Erleben legen oder auch die Kreativität fördern wollen, finde ich… Das finde ich einen guten Gedanken, den ich auf jeden Fall mal weiter überlegen werde, wie man das noch stärker machen kann und nicht immer nur die fördert, die jetzt gerade so auf Leistung wollen. Weil ich glaube, eine Musikschule muss auch ein Ort sein, in der jeder wirklich seinen Platz findet und nicht nur der, der, der hinterher eine hohe Leistung auf ein Instrument abgeben will. Weil dann schließen wir nämlich Einzelne, nicht nur einzelne, schließen wir wahrscheinlich eine ganze Menge junger Menschen auch aus vom Musikunterricht, die dann irgendwann sagen: Okay, das ist nicht mein Weg, eine Hochleistung auf dem Instrument, sondern ich spiel, weil es mich einfach glücklich macht. Ich möchte vielleicht auch andere Menschen mit meiner Musik beglücken, also warum nicht in irgendeiner anderen Form? Oder ich, Ich habe noch andere Talente wie Kreativität, Geschichtenerzählen, so wie Marion das jetzt mit ihrem «Amadeus Abenteuer» Projekt dann auch hatte. Oder wie bei dir mit dem «Concerto Piccolo».

Oliver Hasenzahl: Ich setze genau das fort eigentlich, was du ansprichst. Ist ja auch der Gedanke: Was wollen wir mit den Vorspielen? Also was die Idee. Ich denke, wir haben ja auch dort wieder das Dreieck: Schülerinnen, Lehrer, Eltern. Und jetzt nehme ich mal die, die die Schüler und Schülerinnen in den Fokus. Was ist Sinn und Zweck dass sie sich da hinstellen? Und das finde ich wirklich… Du hast ja gerade, Kristin, einige Gedanken auch genannt. Dieses ist es ein Gemeinschaftserlebnis, weil wir jetzt wie bei den Fagotten eben zusammenspielen. Ist es doch bloß so, dass ich meine Leistung erbringen muss und es irgendwie überprüft wird? Das ist eher eine Frage, die ich jetzt mal stelle in die Runde, weil es mich interessiert. Was ist Sinn und Zweck dieses Vorspiels, dass sich die Kinder vielleicht erleben auch? Ich kann das und ich kann es sogar so gut, dass sich die anderen damit auch ansprechen und berühren kann. Das ist immer das, was mich schon auch bei jedem Vorspiel schon umtreibt, wie auch die Kinder und die Jugendlichen diese Situation erleben können. Und das finde ich schon einen der zentralen Punkte auch in der Vorbereitung.

Marion Zieris: Ich hab da ein paar Gedanken zu. Also erst mal habe ich, glaube ich, den größten Wandel in meiner Klavierlehrertätigkeit vollzogen. Als eine Mutter einer Schülerin, die Ende der zwölften Klasse aufhörte Unterricht zu nehmen, weil sie sich nun wirklich aufs Abitur konzentrieren wollte, zu mir sagte: Sie bedankt sich dafür, dass ich es geschafft hätte, dass ihre Tochter wirklich das Klavier als Ausgleich für sich sieht. Sie käme von der Schule nach Hause und setzte sich als Ausgleich ans Klavier. Und ich muss ehrlich gestehen, ich habe in dem Moment gedacht: Was hat sie da die ganzen Jahre wohl nur gemacht? Weil nämlich die Qualität dessen, was für uns als Lehrer da rauskam, gar nicht dem entsprach so in meinem Denken von damals, was ich erwartet hätte. Und ich habe das wirklich als Wendepunkt gesehen und habe gesagt: Das ist gar nicht wichtig, es ist für man muss jeden einzeln angucken, wirklich einzeln. Was möchtest du erreichen, was möchtest du damit? Und es ist nicht das wichtig, was wir uns dabei wünschen, sondern dass Musik und Klavierspiel etwas Positives im Leben der Schüler bewirkt. Das ist mein Resultat daraus. Und damit ist nicht immer die Qualität, die wir vielleicht mal studiert haben, das Ziel.

Kristin Thielemann: Ja, finde ich voll wichtig, was du jetzt sagst, weil ich hoffe einfach, dass Schülerkonzerte ein bisschen weggehen von dieser reinen Leistungsshow. Ist ja dann letztlich auch für die Lehrer so eine Art Leistungsnachweis: Hallo, hier sind meine dressierten Pferdchen, die jetzt hier über die Stange hüpfen und die können dieses und jenes. Also bitte klopft mir auf die Schulter, sondern es sollte ja mehr Schüler Schülerinnen im Fokus stehen. Was nimmst du mit aus dieser Situation, statt: Eltern haben Geld eingeschmissen und das kommt hinterher heraus. Und hier ist bitte schön die Leistungsshow.

Marion Zieris: Ja, bei den Schülerkonzerten ist immer so von «Muss» die Rede. Ich versuche immer meinen Schülerinnen und Schüler zu sagen Ihr dürft jetzt etwas spielen, was wir gemeinsam geschafft haben zu gestalten, ein Stück. Grundsätzlich sind das bei mir Stücke, über denen die Schüler drüberstehen und die sie wirklich auch sich selber ausgesucht haben und nicht das müssen, sondern ihr dürft jetzt mal den Jüngeren zeigen, wo sie hinkommen können. Mal zeigen dürfen, was man geschafft hat.

Oliver Hasenzahl: Ist ja auch die Frage, ob wirklich das Vorspiel das Ziel des ganzen Schuljahrs ist, was ja auch viel in unseren Köpfen ist. Und da sehe ich auch schon den Kopf schütteln, weil ich glaube, das nämlich auch nicht ausschließlich. Deswegen bin ich auch mehr für diese… Ich schaff's auch jetzt so in verschiedenen Gruppierungen, doch auf sehr viele Vorspiele. Auch wenn ich «Jugend musiziert» noch dazu nehmt, was wir sehr stark machen in Stuttgart. Und dann ist das Vorspiel wahrscheinlich gar nicht so sehr das Ziel, sondern ein Teil, was das Jahr über passiert. Ich rätsele wirklich viel über diese Vorspiele, was ich damit möchte, wie die Kinder sich dort weiterentwickeln, was es ihnen nachher bringt. Der kleinste Schüler in diesem Vorspiel, das wir außerhalb gemacht haben, war sieben und der hat in diesem Gesamtensemble nur gespielt und ich habe mich sehr bemüht um den. Ich habe dem einfach mit der Hand die Notenzeile lang gefahren und habe die Großen einfach spielen lassen. Und der war so unglaublich stolz danach. Das war echt eines der schönsten Resultate dieses Vorspiels.