Voll motiviert – Der Musikpädagogik-Podcast

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#34 Christopher Miltenberger und Ulrike Wenckebach: Motivierende Jugendchorarbeit

Teaser: Ihr wisst ja, dass ich nicht nur Autorin und Podcasterin, sondern auch Trompeter bin, leidenschaftlich gern unterrichte und Jugendensembles leite. Jetzt könnte ich mich ja eigentlich durch Podcasts hören, die sich genau mit meinen Themen beschäftigen. Das mache ich natürlich auch, aber die meisten Impulse nehme ich lustigerweise mit, wenn ich so ein wenig außerhalb meiner Bubble unterwegs bin. So wie in dieser Folge heute, wo es um motivierende Jugendchorarbeit geht, wo ich aber auch viele Tipps zum Thema Werbung für neue Schülerinnen und Schüler bekommen habe und auch zum Arrangieren. Also hört jetzt rein in die neue Folge von voll motiviert eurem Musikpädagogik Podcast.

Intro: «Voll motiviert» – der Musikpädagogik-Podcast von Schott Music, dem Verband deutscher Musikschulen und Kristin Thielemann.

Kristin Thielemann: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von «Voll motiviert», eurem Musikpädagogik-Podcast. Heute geht es um das Thema motivierende Jugendchorarbeit und es sind gleich zwei ganz tolle Menschen hier, die ihre Ideen mit uns teilen. Das sind Ulrike Wenckebach und Christopher Miltenberger, die gemeinsam «Das neue Chorbuch» veröffentlicht haben. Die Schulmusikerin Ulrike Wenckebach unterrichtet am Frankfurter Heinrich-von-Gagern-Gymnasium, wo sie ein sehr erfolgreiches und vielfältiges Leben aufgebaut hat und die Bands leitet. Und der Professor für Schulpraktisches Klavierspiel von der Hochschule in Mainz, Christopher Mildenberger, ist ein leidenschaftlicher Tastenmensch und ein absolut versierter Arrangeur und Chorleiter.

Kristin Thielemann: Hallo Ulrike, hallo Christopher, danke, dass ihr euch die Zeit für «Voll motiviert» nehmt.

Ulrike Wenckebach: Hallo!

Christopher Miltenberger: Hallo! Hi!

Kristin Thielemann: Was ich wahnsinnig gerne von euch wissen würde: Was glaubt ihr, ist das Geheimnis motivierender musikalischer Arbeit mit Jugendlichen? Denn meine Erfahrung, und da bin ich ganz sicher nicht allein, diese «Pubertierlinge», die können ja zeitweise ganz schön schwierig sein. Kennt ihr das auch? Wie geht ihr damit um?

Ulrike Wenckebach: Ja, natürlich. Ich denke, am wichtigsten ist eigentlich, dass man selbst Spaß hat an den Stücken. So bin ich auch zum Arrangieren gekommen. Am Musizieren natürlich, aber auch an den Stücken. Ich wollte immer… Also sagen wir so Ich habe besondere Ansprüche immer an die Stücke gehabt, dass sie mir eben richtig Spaß machen. Und wenn es die halt nicht gab, dann habe ich sie einfach selber arrangiert. Und wenn einem selber die Stücke Spaß machen, dann überträgt sich das eigentlich ganz leicht. Ich denke, das ist so der der erste Schlüssel. Und dann sollte man auch die pubertierenden Jugendlichen, so schwierig sie sein mögen, auch ernst nehmen und ihnen nicht nur irgendwelchen Anfängerkram hinlegen, sondern ihnen auch was zutrauen. Und ganz oft sind die Stellen, die vielleicht beim vom Blatt singen schwierig sind, hinterher die Lieblingsstellen. Also gerade auch bei den Jungs, wenn man die Jungs in den Chor bekommen möchte.

Kristin Thielemann: Und gehst du dann auf die Schülerinnen und Schüler richtig ein? Also wenn sie sagen ja, wir wollen jetzt dieses oder jenes Pop-Lied oder irgendwas aus dem Hip-Hop-Bereich machen. Gehst du da mit oder sagst du: «Hey, nein, es ist ein Ros' entsprungen»?

Ulrike Wenckebach: Ja, das ist eine gute Frage. Ich mache das insofern relativ wenig, weil die Schüler oft Vorschläge haben, von denen ich weiß, dass sie dann so nicht klingen, wie sie sich das vorstellen. Also gerade bei Hip-Hop oder jetzt auch in der Band, wenn jemand kommt. Sie wollen AC/DC machen. Und so ohne den Sänger klingt das am Ende nie so und man ist dann hinterher enttäuscht. Also es müssen schon eben. Also ich treffe da eine Vorauswahl an Stücken, die eben auch geeignet sind, um die mit einem Chor umzusetzen. Also sowohl in Sachen Machbarkeit als auch im Hinblick darauf, dass es hinterher ein befriedigendes Ergebnis gibt.

Kristin Thielemann: Und dann brauchst du natürlich noch ein gutes Arrangement.

Ulrike Wenckebach: Genau.

Kristin Thielemann: Und da kommt natürlich dann der Christopher ins Spiel. Nicht, dass du nicht arrangieren könntest, aber ich glaube, jemand, der beruflich Schulpraktisches Klavierspiel unterrichtet, ist der absolute Spezialist. Und ich freue mich riesig, dass du heute hier bist, Christopher. Magst du vielleicht mal was dazu sagen, wie so ein gutes Arrangement für einen Chor aussieht?

Christopher Miltenberger: Wenn man ein Patentrezept dafür hätte, dann könnte man ja irgendwie ein Buch schreiben und dann macht das jeder und dann ist es danach ein perfektes Arrangement. Ich glaube nicht, dass es so ganz funktioniert, weil es ja auch bei Komposition oder anderen Bereichen ja auch schwierig ist, so ganz pauschal zu sagen, wie es funktioniert. Aber ich glaube, es gibt ein paar Elemente, auf die man achten kann. Also zum einen um was geht es eigentlich in diesem Song und was ist die Message und wie willst du die transportieren? Das ist glaube ich so das erste und oder vielleicht ist sogar der erste Schritt erst mal zu überlegen: Was ist das Faszinierende an diesem Song? Also ist das eine bestimmte Harmonie? Oder ist es eine bestimmte Textzeile, die dich inspiriert oder ein bestimmter Rhythmus? Und da werden wir auch bei diesem wie wir die Gruppe motivieren können. Also gibt es da ein bestimmtes Element, wo du sagst, das könnte Spaß machen und Freude machen, wenn man das dann performt. Und das ist eigentlich so der allererste Schritt, etwas zu finden und zu suchen. Und dann wäre der zweite Schritt: Wie kannst du das in einem Arrangement dann integrieren? Also welches Tempo wählst du an welcher Stelle? Welche Textzeile soll in welcher Stimme verortet sein? Und dann ist das vielleicht auch so ein bisschen Puzzlearbeit, dass man erst mal eine gute zweite Stimme findet. Also ein guter Bass ist eigentlich schonmal sehr wichtig und dass die einzelnen Stimmen auch sinnvoll sind, also das ist eigentlich unabhängig von Chor oder Instrumentalistenensemble. Wenn die eigene Stimme nicht so viel Spaß macht oder irgendwie nur so ein Beiwerk ist, dann stellt man sich vielleicht die Frage, ob man etwas unnütz ist in diesen Ganzen. Und darauf muss man natürlich auch achten.

Kristin Thielemann: Also ich stell mir das ein bisschen schwierig vor, wenn du jetzt Kinder und Jugendliche hast, die sind ja doch schon ziemlich divers aufgestellt in so einem Chor. Das heißt, der eine kann total super Noten lesen, ist der absolute… der hat Rhythmus im Blut und der nächste hat Schwierigkeiten, irgendwie einen Ton sauber zu singen. Wie wird man denn solchen Problemen gerecht, wenn man was arrangiert?

Christopher Miltenberger: Indem man vielleicht auch schaut, inwieweit so Analogien in dem Arrangement vorhanden sind, also dass man sich an also beispielsweise eine Wiederholung oder eine variierte Wiederholung, dass der Einstudierungsprozess nicht ganz so mühevoll ist. Also je mehr Wiederholung da ist, desto mehr üben die ja auch das Gleiche. Und indem man auch Bausteine bewusst so einsetzt, die sowas Repetitives haben. Also wenn du jetzt einen Groove hast, der sich dann vielleicht nur im Text ändert, dann ist es ja viel einfacher, als wenn jetzt alle paar Takte der Rhythmus wieder neu erlernt werden muss.

Kristin Thielemann: Guter Punkt.

Ulrike Wenckebach: Ich wollte noch was sagen zu den Arrangements. Mir hat mal jemand gesagt, das wäre zu viel verlangt, was ich da von den Mittel- und Bassstimmen verlange. Es sei wichtig, dass jede Stimme ihre feste Funktion hat. Also der Sopran hat die Melodie, der Alt hat die Mittelstimme, der Bass hat eben die Grundtöne oder die Basslinie.

Kristin Thielemann: Die Welt ist quadratisch, praktisch gut.

Ulrike Wenckebach: Ja, und ich finde das überhaupt nicht richtig. Schon gar nicht für junge Leute und für Jugendchöre. Es ist genau, wie Christopher gesagt hat: Man will doch was zu tun haben und man will auch eine schöne Stimme haben und man möchte vielleicht auch mal ein Goodie haben. Und jetzt hier zum Beispiel, in «Wellerman». Natürlich ist da der Text schon anspruchsvoll und da kann man nicht die ultrakomplizierte Basslinie auch noch reinnehmen, aber dann kann man mal hier, wo sich eine Lücke ergibt, noch mal ein kurzes Stück «sugar, tea and rum» den Männern geben und das macht dann richtig Spaß. Und das ist dann genau so eine Lieblingsstelle, die am Anfang zwar vielleicht schwierig ist, aber wo sich dann alle drauf freuen oder mal so ein Oktavsprung oder auch einfach eine schöne Linie und dann ist es vielleicht ein bisschen Gehirnjogging. Aber dass man zum Beispiel in der Mittelstimme mal eben nur Harmoniefüllsel ist, aber dann trotzdem auch wieder ein bisschen in den Vordergrund tritt, wenn man eine schöne Linie hat. Und ich glaube, das ist gerade etwas, was den jungen Leuten auch Spaß macht und was sie an solchen Arrangements dann auch schätzen.

Kristin Thielemann: Und es ist ja auch so wenn man eine Hochleistung erbringen kann oder über sich hinauswächst, dann bewirkt das ja auch, dass man so euphorisch ist und auch motiviert, das dann noch mal zu versuchen und allen zu zeigen: «Hey, schau mal, ich hab’ das drauf!» Und das ist für mich auch immer ein großes Stichwort, auch schwierige Stücke auszusuchen für Schüler, wo sie wirklich echt dran arbeiten müssen.

Ulrike Wenckebach: Ja und zu deiner Frage von vorhin. Das macht überhaupt nichts, wenn jemand noch nicht so gut singen kann oder das Gefühl hat, er kann nicht singen oder sie. Ich versuche immer einfach alle dazu zu bewegen, dass sie erst mal in den Chor kommen und dann mal schauen und dann mal die Erkenntnis haben, dass man ja gar nicht da exponiert ist und nicht solo singen muss. Das regelt sich meistens von alleine und gerade bei den Jungs. Ich habe mal eine Mutter eines ehemaligen Schülers beim Metzger getroffen um die Ecke und die sagte sie zu mir, sie hätte damals nie verstanden, wie ich ihren pubertierenden Sohn in den Chor bekommen hätte. Es war einer meiner ersten Chorjungs, der ist heute Tontechniker in Berlin. Und ja, der war ein ganz Stiller. Aber der hat sich das angeguckt und hat das für gut befunden und ist bis zum Abitur geblieben und hat sich da wertgeschätzt gefühlt. Und gerade für die Jungs ist das ja auch wirklich, dass es 100 % positive Männlichkeit und da arbeite ich immer sehr dran, dass ich möglichst viele dazu bekomme, dass sie erst mal mitkommen. Und ja, weil sie dann doch in der Gruppe sich auch wohler fühlen. Und dann reicht es im Grunde, wenn man einen hat, der das gut kann. Oder man kann bestimmt, wenn man das nicht hat, auch erst mal einen Kollegen dazu stellen. Aber das ist learning by doing und ist ganz ähnlich bei mir im Lehrerchor. Da sind auch nicht alle Profis oder so und viele trauen sich nicht. Aber eigentlich haben noch alle die die Erkenntnis gehabt: Ach, eigentlich klappt das schon! Und Spaß machen tut es ja, das haben wir Genug Studien, die das belegen. Warum Singen glücklich macht mit anderen?

Kristin Thielemann: Wie machst du das jetzt, Stichwort Jungen. Wenn die jetzt aus dem Stimmbruch kommen, dann haben die doch erst mal nicht so wirklich viel Zugriff auf ihre Stimme. Wie kriegst du die dazu, dass sie überhaupt wieder Lust haben zu singen?

Ulrike Wenckebach: Na ja, Zugriff auf die Stimme haben die ja schon. Im Unterricht muss ich immer darauf hinweisen, dass wenn man schon schwätzt, dann könnte man doch bitte flüstern, denn auch das geht ja noch nach dem Stimmbruch und dann kann man das ja gleich positiv ummünzen. Also man hört ja, dass da schon eine Männerstimme ist, das ist ja was Positives. Und im Grunde, also beim Lehrerchor, sage ich immer, ich bin penetrant und nervig und anders gäbe es den Lehrerchor tatsächlich nicht und anders gäbe es auch viele Jungs im Chor nicht, die ich halt immer wieder anspreche, wie meine Kollegen auch, und sage: Na komm doch mal vorbei! Und… ach ja, freitags habe ich irgendwie noch Training… sage ich: ja… oder weiß ich nicht Klavierstunde… kann man verlegen und dann geht aber mal ein Freund und dann gehen sie vielleicht mit. Ich hatte mal einen, der hatte den Deal: Der eine konnte tanzen und der andere konnte nicht tanzen, aber dafür war er konnte der singen. Und dann haben sie den Deal gemacht: Also, wenn du in den Chor kommst, dann lerne ich tanzen. Also es ist tatsächlich nicht so easy, aber man muss einfach dranbleiben und man muss ihnen sagen, dass man sie braucht. Und zugegebenermaßen gehe ich auch manchmal über die Mädels und sage: «Bringt den doch mal mit!» Und ja, das funktioniert auch oft ganz gut.

Kristin Thielemann: Ja, da fühlt sich der junge Mann gebauchpinselt, wenn da gleich ein paar Mädels auf ihn zustürmen und sagen: Ach, kannst du nicht, wir brauchen dich im Chor. Ja, gute Idee.

Ulrike Wenckebach: Genau.

Kristin Thielemann: Ich glaube, die Zeiten, wo sie dir die Bude einrennen, wenn du einen Aushang machst: Unser Chor sucht nach Männerstimmen oder unser Chor sucht überhaupt Mitglieder – die sind einfach vorbei.

Ulrike Wenckebach: Ja, und dann gibt es die Chorfahrt, aber. Und es ist bei den Jungs ganz oft so, dass sie relativ spät erst kommen. Wir sind ein G8 Gymnasium, das heißt, uns fehlt ein Jahrgang Männerstimmen sozusagen. Denn die kommen ja nicht früher in den Stimmbruch, dadurch, dass sie früh Abitur machen. Aber diejenigen, die erst im letzten Jahr mit dabei sind und mit auf Chorfahrt fahren, sagen ganz oft: Ach, schade, dass ich nicht früher gekommen bin. Und daraus lernen aber dann oft jüngere wieder, oder jüngere Brüder, die da noch sind, und kommen dann ein bisschen früher. Und das ist natürlich dann ganz schön, wenn sich das so ein bisschen rumspricht, dass es schon schön ist.

Kristin Thielemann: Christopher, wie kriegen wir dich denn jetzt wieder mit rein ins Gespräch. Komm, erzähl’ von deinem Stimmbruch!

Christopher Miltenberger: Ach. Ich… oh Gott!

Kristin Thielemann: Wie war das? Wann war es? Wie lange hat es gedauert? Und wann hast du wieder gesungen?

Christopher Miltenberger: Oje. Also, wenn ich mich daran so richtig erinnern könnte. Ich weiß nur noch, dass das sehr unterschiedlich war in der Klasse, also wann der Stimmbruch kam. Ich glaube, ich war so eher in der Mitte. Aber das… den Stimmbruch habe ich jetzt weniger vom Singen her jetzt in der Erinnerung, sondern eher so vom Kind zum Mann werden. Weil das ja dann doch sehr… die Pubertät ist, glaube ich für jeden und für jede eine Herausforderung. Also für einen selbst, aber wahrscheinlich auch für das ganze Umfeld.

Kristin Thielemann: Da sagst du was!

Christopher Miltenberger: Und da ist, glaube ich, das Singen sekundär. Also zumindest bei mir von der Erfahrung. Ich bin ja auch eher so ein Instrumentalist und kann das eigentlich auch so ziemlich gut nachvollziehen, was Ulrike gesagt hat. Auch in der Musikhochschule ist es so, dass man da immer wieder gucken muss, dass genügend tiefe Stimmen dabei sind. A es studieren ja viel, also ein höherer Anteil weiblicher Studis Schulmusik. Und b wir bieten ja auch noch andere Sachen als Chor an, Bands und andere Ensembles, wo ähnliche Scheine auch erworben werden. Und die Klischees stimmen da teilweise, dass in den Bands dann doch wieder man nicht den Bands nicht ansieht, dass der Frauenanteil doch so hoch ist.

Kristin Thielemann: Schön gesagt. Bei uns war ja Chor verpflichtend. Also ich habe mich dann im ersten Semester im Hochschulchor wiedergefunden und das war für mich die allererste Erfahrung mit Chorsingen.

Christopher Miltenberger: Ich glaube, so ging es vielen dann, die dann das Studium angetreten sind.

Kristin Thielemann: So klang es auch in den ersten Wochen.

Ulrike Wenckebach: Bei uns ist es schon so, dass ich immer denke die ganzen Instrumentalistenjungs, natürlich können die singen, die müssen nur das feststellen, dass sie singen. Und deswegen ist es so wichtig, sie einfach erst mal dazu zu bekommen, dass sie kommen.

Kristin Thielemann: Okay. Und das machst du über die Ladies, die du da im Chor hast?

Ulrike Wenckebach: Ja, oder über ständiges Nachfragen. Und ja, Wertschätzung auch. Wir brauchen wirklich die Jungs und ich halte es auch für gesellschaftlich wirklich wertvoll. Jeder Mann, der singen kann, das ist eine ganz tolle Funktion und ich glaube letztens, jetzt weiß ich nicht genau, wo es war in der Zeit oder so, war ein Artikel: «Ganz Deutschland singt». Ja, das ist auch nicht so was Seltenes, dass gesungen wird. Das ist kein kein fancy Hobby, was sonst keiner macht, sondern das ist relativ weitverbreitet. Und vor allem bin ich der Überzeugung, dass wir den Kindern wirklich was mitgeben fürs Leben, wenn wir ihnen beibringen, dass sie singen können. Denn das ist immer, wenn man später mal woanders studiert, wenn man in eine fremde Stadt kommt, in fremdes Land: Man kann in einen Chor gehen und man trifft nette Menschen da und man hat gleich Anschluss.

Kristin Thielemann: Und du kannst ja vor allem auch dem Rechnung tragen, dass die Schülerinnen und Schüler in der Schule heute ja doch sehr divers aufgestellt sind und teilweise nicht mal eine gemeinsame Sprache haben, selbst wenn sie ein bisschen älter sind. Aber mit Musik kriegst du sie einfach immer zusammen und das finde ich so toll an der Sache.

Ulrike Wenckebach: Ja, das ist unheimlich gemeinschaftsbildend, das wissen wir alle auch. Und wir haben ja tatsächlich noch den Lehrerchor als Vorbild sozusagen, auch gerade für die Jungs. Wir machen auch manchmal ein Stück gemeinsam, gerade zu Weihnachten, Lehrer und Schüler und Kinderchor. Und da freuen sich die Lehrer genauso, wenn dann da ein junger Mann neben ihnen steht und sagt: «Oh, Sie haben aber eine tolle Stimme!»

Kristin Thielemann: «Ist mir im Unterricht noch gar nicht so aufgefallen, habe ich noch nie zugehört. Aber jetzt!»

Ulrike Wenckebach: Nein, aber beim Singen, da sind sie… die Männer ja oft noch mal… die haben schon eine kraftvollere Singstimme, auch oft. Während der Kollege sich dann neben den Schüler gestellt hat, weil er denkt: «Oh, der weiß immer genau, wo wir sind!» Also man hilft sich so gegenseitig und das ist unheimlich viel Wertschätzung, gegenseitige. Und es ist auch total toll für die Stimmung in der Schulgemeinde. Und die Schüler sehen auch, das ist nicht nur so eine Schulsache für eine gewisse Zeit, sondern man kann das sein Leben lang weitermachen.

Kristin Thielemann: Okay, also ein großes Plädoyer, ein Lehrerchor zu gründen.

Ulrike Wenckebach: Ja.

Kristin Thielemann: Lehrerinnen- und Lehrerchor muss man dann ja fast sagen.

Ulrike Wenckebach: Ja, genau. Ich finde die Benennung gerade ein bisschen schwierig. Aber ja.

Kristin Thielemann: Ich habe immer diese Benennung bei den Schülerkonzerten. Aber Schülerinnenkonzerte finde ich komisch. Oder Schüler:innen-Konzert… oder Schülerinnen- und Schüler wieder so lang. Musikschulkonzerte impliziert ja, dass da Lehrkräfte dabei sind von der Schule. Also da weiß ich jetzt auch noch nicht so richtig…

Ulrike Wenckebach: Collegium Musicum Vocale oder irgendwie sowas…

Kristin Thielemann: Gendern wir uns mal freundlich durch den Alltag.

Ulrike Wenckebach: Ja.

Kristin Thielemann: Apropos Diversität: Was macht denn das eigentlich mit den Schülerinnen und Schülern, wenn du jetzt Stücke auch aus ihren ursprünglichen Herkunftsländern nimmst? Schlagen die euch auch so was vor zu singen oder wie kommt ihr darauf? Weil, ich habe jetzt in eurem Chorbuch gesehen, da ist auf jeden Fall ganz, ganz viel drin, was aus musikalisch eher ungewöhnlichen Ländern kommt. Christopher, sag doch mal was. So viel geballte Ladypower am frühen Morgen.

Christopher Miltenberger: Okay, also das Buch hat natürlich viele neue Kompositionen drin, aber auch viele Arrangements, die man so erwarten würde. Die aus Pop und Jazz auch aus dem Film kommt. Und das Besondere an diesem Buch ist eben, dass wir auch eine ganz große Sparte an internationalen Liedern haben. Die Überlegung kam eigentlich daher, dass viele meiner Studierenden gar keine so typische deutsche Nachnamen auch haben. Sprich auch selbst in der Schulmusiklandschaft ist es diverser geworden. Und irgendwie haben wir uns überlegt, dass auch das Buch das irgendwie abbilden sollte. Also wir haben versucht, Muttersprachler:innen zu finden, die selbst Arrangements schreiben können, die Sprache können und dann auch entsprechenden Hilfen mitgeben. Es gibt immer einen QR-Code und dann kann man Audiodateien runterladen. Da wird das noch mal langsam eingesprochen, manchmal auch rhythmisiert, wenn der Rhythmus besonders kompliziert ist. Und so ist das doch sehr authentisch dann, wenn ein koreanisches oder japanisches oder ein senegalesisches oder kurdisches Lied darunter ist. Die hatten nur die Maßgabe, auf jeden Fall auf die Textlänge zu achten, weil niemand wird ein fünfstrophiges Lied mit seinem Chor machen und der Text sollte irgendwie überschaubar oder machbar sein. Und natürlich auch für Jugendchöre rein inhaltlich adäquat, was gar nicht so einfach ist bei diesen vielen alten Texten.

Ulrike Wenckebach: Ja, wir sind unheimlich viele Lieder durchgegangen und haben sie aus allen möglichen Gründen inhaltlich aussortiert. Aber ja, genau. Der Hintergrund ist: Wir selbst können im Grunde ja keine Lieder arrangieren in Sprachen, die wir selbst nicht sprechen. Wir wissen nicht, wo kann man syntaktische Einheit bilden, wo kann man irgendwie atmen? Wie wäre eine Tonsilbe? Also Tonsilben in Sprachen sind ja unterschiedlich und deswegen brauchten wir jemand, der wirklich die Sprache spricht und sich damit auskennt und weiß, wo es Sinn macht, was musikalisch hinzusetzen.

Kristin Thielemann: Ich habe da heute Morgen auch ganz kräftig drin herum gescannt. Also ich habe die ganzen QR-Codes gescannt und ich war ganz überrascht, was sich dahinter alles verbirgt. Es ist ja auch eine ganz tolle Art Unterrichtsmaterial anzureichern mit diesen QR-Codes. Ich muss euch mal zeigen, ich habe gerade was gekauft. Apropos QR-Codes habe ich erstanden. Ein QR-Code Drucker. Vielleicht könnt ihr das auch mal brauchen. Ich habe mir das jetzt für meinen Unterricht zugelegt. Da kannst du dir eine App runterladen aufs Handy, dann verbindet sich das Gerät via Bluetooth mit deinem Handy und dann kannst du zum Beispiel in dieser App sagen: Ich möchte dieses und jenes Video, daraus möchte ich gerne einen QR-Code gemacht haben. Also du kopierst dir beispielsweise einen Link aus YouTube, klickst in der App auf «einsetzen», auf «drucken» und dann kommt da so ein kleiner Kleber raus wo der QR-Code drauf ist. Wenn du das Ganze scannst, bist sofort beim Video. Und das fand ich jetzt ja mal eine klasse Sache. War gar nicht teuer und da habe ich mir jetzt erst mal zehn Nachfüllrollen bestellt, weil das werde ich jetzt ausprobieren im Unterricht, ob sich das gut anlässt mit diesem QR-Code Drucker. Aber beim Stichwort Auswahl waren wir stehen geblieben.

Ulrike Wenckebach: Christopher sagte am Anfang: Wir haben uns ja sehr genau überlegt, welche Stücke wir reinnehmen und welche nicht und sind im Grunde wieder, wie wir am Anfang gesagt haben, es ist wichtig, dass es Spaß macht und dass jedes Stück im Grunde muss irgendwas Besonderes haben. Christopher hat schon gesagt, es kann sein, dass die Harmonik besonders schön ist, dass es vielleicht so ein bisschen kirchentonal oder überraschend, dass der Text vielleicht witzig ist oder nachdenklich. Oder etwas, was man wirklich jemandem mitgeben möchte. Dass die Melodie besonders schön ist oder es einen besonderen oder fetzigen Rhythmus hat. Oder vielleicht hat es einfach eine überraschende Wendung oder ist mal ganz was anderes. Wir haben da ein Stück drin: Pink Panther. Der ist ja überhaupt nicht für Chor gedacht oder so, aber man kann ja auch mal klingen wie eine Bigband und ja, also die Stimme kann alles Mögliche machen und das ist ja auch was, was die Kinder erst mal lernen müssen, wie viel unterschiedliche Klangfarben sie produzieren können. Ich sage mal als Beispiel: Wenn du deiner kleinen Schwester eine Gutenachtgeschichte vorliest, dann hast du ja eine ganz andere Stimme. Oder wenn du ein Gutenachtlied vorsingst, dann singst du das ganz anders, als wenn du bei Eintracht Frankfurt im Stadion singst.

Kristin Thielemann: Da gibt es auch Fußballlieder?

Ulrike Wenckebach: Nein, Fußballlieder gibt es nicht. Wir hätten ja unmöglich alle Vereine hier abdecken können. Dann hätten wir, hätten wir viele vergrault. Aber natürlich kriege ich auch mal mit Fußballliedern ein paar Jungs, die das natürlich cool finden, wenn ich mit ihnen mal so ein Eintracht Frankfurt Lied singe.

Kristin Thielemann: Christopher, was ist denn eigentlich dein ganz besonderes Lieblingslied? Also wenn du eins mit auf eine einsame Insel nehmen dürftest, ein Arrangement von dir aus diesem Heft.

Ulrike Wenckebach: Das ist eine gemeine Frage.

Christopher Miltenberger: Also das ist auf jeden Fall eine schwierige Frage, denn es ist von der Stimmung auch wahrscheinlich abhängt, mit welcher Stimmung ich auf eine Insel fahren würde und… Also schwierig trotzdem. Aber ich hatte schon das Glück, dass ich mit meinem Chor schon einige aufführen konnte, die auch im Internet zu sehen sind. Auf dem auf YouTube vom Hochschulkanal der Hochschule Mainz. Beziehungsweise auch auf meinem Kanal.

Kristin Thielemann: Verlinke ich auf jeden Fall.

Christopher Miltenberger: Und da gibt es zum Beispiel den «Abschiedssamba». Den finde ich persönlich ganz gelungen, ohne dass ich jetzt irgendwie damit angeben möchte. Aber ich dachte, ich wollte mal ein altes Volkslied, mal etwas neu machen. Und das machen ja so viele Arrangeurinnen und Arrangeure schon seit, ja, wahrscheinlich, wenn man es so will, seit Jahrhunderten. Die ganzen Komponisten und Komponistinnen auch. Und das ist eine große Herausforderung. Und ich habe irgendwann ein Volkslied entdeckt, wo ich noch kein Arrangement dazu gefunden habe. Hat den tollen Titel «Es, es, es und es» heißt es.

Kristin Thielemann: Oh, voll schön.

Christopher Miltenberger: Du kennst das ja. Also die meisten kennen es nicht. Und das Tolle ist dann noch, ich bin ja aus Frankfurt und es haben auch schon Studis gefragt, ob ich mich damit jetzt aus Mainz verabschiede. Aber so was.

Kristin Thielemann: Auf welcher Seite muss ich suchen?

Christopher Miltenberger: Ähm, das ist im Moment unter SSAB.

Kristin Thielemann: SSAB.

Christopher Miltenberger: Ja.

Kristin Thielemann: «Hello goodbye»?

Christopher Miltenberger: Das ist von Ulrike.

Kristin Thielemann: «Abschiedssamba». Ah! Seite 174.

Ulrike Wenckebach: Genau. Der ist super, Christopher. Nein, der ist wirklich total toll.

Christopher Miltenberger: Und das hat dann in der Mitte so einen Sambateil. Ist so aufgebaut, dass es immer mehr wird und es wird eigentlich so eine Geschichte erzählt. Und ich finde das hat richtig Laune gemacht einzustudieren ist aber auch etwas anspruchsvoll für die Männerstimmen, weil die eben dann so einen Sambarhythmus haben. Gehört schon zu den anspruchsvolleren Arrangements, aber die hatten auch Bock drauf.

Christopher Miltenberger: Musikbeispiel «Abschiedssamba»

Christopher Miltenberger: Und ein anderes… also die selbst der Verwaltungstrakt von unserer Musikhochschule hat das immer geschmettert. Das ist schon immer ein verdächtiges Zeichen. «Barfuß im Regen» ist eigentlich so eine, na ja, so eine Schlagernummer von Michael Holm. Das ist auch wieder SSAB. Man sieht auch, warum ich das arrangiert habe: Eine Bassstimme oder Baritonstimme und drei höhere Stimmen. Das ist ein absoluter Ohrwurm. Mit keiner großen Handlung, sondern eher einem Lebensmotto oder Lebensgefühl, würde ich mal sagen. Und das ist ganz gut zu transportieren.

Ulrike Wenckebach: Und das ist genau so ein Beispiel für das, worüber wir vorhin gesprochen haben. Es lohnt sich. Und hinterher sind die total stolz und sind einen richtig großen Schritt weitergekommen.

Kristin Thielemann: Gute Tipps. Ulrike, Was ist dein persönlicher Favorit in diesem neuen Chorbuch?

Ulrike Wenckebach: Ja, das ist natürlich eine schwierige Frage, weil wir ja gerade von der Abwechslung lebt. Also ich bin, wie meine Schüler alle wissen, ein großer Fan von schnellen, lebendigen, energetischen Sachen. So was wie «Walking on Sunshine» oder eben auch den «Wellerman» Aber ich glaube mein Herzblutstück ist, weil es halt auch neu ist und einfach ganz von mir ist «Trotzdem ist Weihnachten».

Ulrike Wenckebach: Musikbeispiel «Trotzdem ist Weihnachten»

Ulrike Wenckebach: Das ist eins von den neuen Weihnachtsliedern. Denn auch das ist ja etwas, was dann motivierend ist, wenn man mal was Neues hat, was nicht die Mama auch schon im Kirchenchor gesungen hat oder so.

Christopher Miltenberger: Und das «Trotzdem ist Weihnachten»… Also ein Student, der da auch bei dem Livestream mitgesungen hat, der hat dann erst nach dem Konzert gesagt: «Ach, der Text ist auch von dieser Ulrike! Das ist total krass!» Weil der ist ja auch irgendwie sehr nachdenklichen, irgendwo auch gesellschaftskritisch, hat aber trotzdem diesen weihnachtlichen Touch durch die Musik. Mir ist aber noch ein anderes Arrangement eingefallen, was ich definitiv demnächst mit meinem Chor machen werde. Es wurde aber schon von einer Studentin von mir uraufgeführt und sie hat mir ein Video geschickt mit ihrem Laienchor, was auch nochmal eine coole Bestätigung ist, dass das funktioniert. Und zwar «Probier's mal mit Gemütlichkeit». Und es wird nicht einfach so durchgeschmettert, sondern da gibt es dann auch noch so einen kleinen Überraschungsteil mit witzigen Chorelementen und Solostimme. Und der Bass hat auch ein bisschen was Interessantes zu tun. Und ja…

Kristin Thielemann: Aktuell 28 Grad und schönstes Sommerwetter draußen. Aber darf ich zu den Weihnachtsliedern im neuen Chorbuch noch was fragen? In so einem Schulchor, da sind ja auch Kinder und Jugendliche mit ganz unterschiedlichen religiösen Hintergründen. Wie trägt man dem dann Rechnung, wenn es trotzdem für uns weihnachtliche Musik sein darf? Ich kann mir vorstellen, dass das doch ziemlich schnell mal zu einem richtigen Fettnäpfchen-Wanderweg werden kann für die Lehrkraft.

Ulrike Wenckebach: Ja, das ist tatsächlich etwas, worauf ich geachtet habe. Es kommt nichts Christliches vor, es kommt der Begriff Weihnachten vor. Aber es geht eher um Gedanken und Gefühle um die Weihnachtszeit und Empfindungen. Ja, es ist tatsächlich ansonsten neutral gehalten. Das also das trifft auch auf «Sing Merry Christmas» oder «Christmas Time is here Again» zu. Das sind also auch alles neue Weihnachtslieder. Die sind auch, ja, nicht christlich, aber trotzdem weihnachtsfähig.

Kristin Thielemann: Aber Stichwort alles neu. Wie steht's mit den Traditionen? Ich finde, wir haben auch eine tolle Musikgeschichte, die es sich auch lohnt, in die Zukunft zu transportieren. Also immer nur alles neu zu machen und zu sagen: «Ja, so christlich, wir machen alles mit Gott und Jesus und so machen wir alles raus, weil wir diese Diversität abbilden wollen.» Irgendwo finde ich, ist es auch unsere Kultur und irgendwo finde ich, können wir das auch den Menschen mitgeben, die jetzt hier wohnen.

Ulrike Wenckebach: Das finde ich völlig richtig. Allerdings ging es uns ja darum, jetzt ein neues Chorbuch rauszubringen. Und ich brauche ja jetzt nicht zum hunderttausendsten Mal irgendwo, «Es ist ein Ros’ entsprungen» von Praetorius in einem neuen Buch zu kaufen. Das habe ich ja mit Sicherheit schon im Regal stehen. Deswegen: Ich habe keinerlei Bedenken, dass die Musikkollegen nicht natürlich auch klassische Chorsachen einbauen. Aber das war natürlich jetzt nicht unser Anliegen mit dem Buch. Wir wollten halt quasi wirklich was bringen, was sich lohnt, auch im Schrank zu haben, weil es eben wirklich neu ist. Und das ist vielleicht gerade noch mal zu den zu den Lieblingssachen. Wir haben jetzt morgen unseren Abiturgottesdienst und die Zeugnisverleihung und mein Musikleistungskurs hat sich gewünscht «Statt Lebwohl», also das ist ein neues Abschiedslied, das ist aber auch nur halbneu, es ist ein bisschen traditionell, denn es hat die Melodie von «The Living of Liverpool»… Und das ist ja, man muss sich auch immer fragen: Warum sind diese Melodien mündlich überliefert über so viele Jahre, Jahrhunderte? «Statt Lebwohl» ist Seite 40, haben wir jetzt geprobt, deswegen weiß ich das aus dem Kopf. Und da habe ich einfach auf diese wunderschöne alte Melodie von «The Leaving of Liverpool» einen anderen Text geschrieben. Tatsächlich, im Hinblick auf eine Kollegin, die die Schule wechseln wird. Für sie. Und ja, der kann einem sehr nahe gehen, der Text. Und nichts gegen «Möge die Straße», aber das wurde echt doch sehr viel gesungen in letzter Zeit. Ja, und auch das ist ja was, was, was ein Schulchor leistet überhaupt einen Chor: Es gibt ja immer Anlässe, für die man singen muss. Und das ist tatsächlich einer, der für Abschiede aller Art gut funktioniert und einfach ein wunderschönes Lied ist. Und ich freue mich sehr, dass die Schüler das auch so liebgewonnen haben. Wir haben das schon auf Orchesterfahrt nachts noch durchgesungen. Zum Abschluss nach «Wellerman» & Co.

Kristin Thielemann: Darf ich noch eine letzte Frage stellen, Christopher? Im Vorgespräch hattest du aus dem Nähkästchen geplaudert, dass gerade eine neue App im Entstehen ist, nämlich «Chorfit». Wie sieht es aus? Was macht «Chorfit»? Oder darf ich das nicht fragen?

Christopher Miltenberger: Ich weiß nicht, ob ich antworten darf. Ich antworte einfach mal. Also «Chorfit», das ist noch im Entstehungsprozess. Ist von einem begeisterten Laiensänger aus Ulm entwickelt worden für seinen Chor. Also es ist noch keine App, aber es funktioniert schon. Und es läuft als Prototyp auf einer nicht gelisteten Seite, die aber von der Community schon ziemlich verbreitet ist. Und funktioniert in der Art, dass die Arrangements zur Verfügung gestellt werden in Form von MIDI-Dateien mit Aussprachehilfe. Also man hört eigentlich eine MIDI-Datei und gleichzeitig den Text. Und das funktioniert sehr gut, gerade auch bei diesen englischen Texten, weil eben die KI die Sprache Englisch ausspricht in dem Fall. Man hat den Vorteil, dass man, wenn man jetzt zum Beispiel Altistin ist, dass man den Sopran ausblendet und nur den Bass und den Tenor ausblendet. Und man hört dann diese zwei Stimmen und kann dann in Takt 20 direkt einsteigen und so seine Stimme dann üben. Und dementsprechend ist man dann mit dem Chor dann bei der nächsten Chorprobe wesentlich vorbereiteter. Und die Chorleiterin oder der Chorleiter können ganz anders ansetzen und müssen auch gar nicht diese Übertracks machen.

Kristin Thielemann: Also dürfen Chor begeisterte Menschen gespannt drauf sein, was da in Sachen «Chorfit» und neue Apps alles entsteht. Gute App-Tipps lese ich übrigens immer in der «üben & musizieren» - wenn es nicht gerade mein eigener Text ist. Apropos App-Tipp Ich habe gerade auch wieder ein neues, sehr cooles Tool zum Testen da und schreibe für euch über «Fittissimo». Und das ist ganz sicher nicht nur für Chormenschen spannend. Kommt dann in einer der nächsten Ausgaben von «üben & musizieren». Und wenn wir gerade schon beim Stichwort «üben & musizieren» sind und uns über so ein neues Chorbuch mit vielen nachhaltigen neuen Stücken unterhalten haben. «üben & musizieren» gibt es jetzt nicht nur als Printausgabe, sondern nachhaltig auch in der digitalen Version. Einfach auf uebenundmusizieren.de auf «Abo» klicken.